Reaktor Brunsbüttel „gegen alles gesichert“

Der Betreiber des Meilers hat seinen Sicherheitsbericht zu Brunsbüttel vorgelegt. Danach ist ein Störfall wie in Schweden ausgeschlossen. Die Atomaufsicht hat aber schon die erste Unstimmigkeit im Vattenfall-Report entdeckt

HAMBURG taz ■ Das Atomkraftwerk Brunsbüttel in Schleswig-Holstein ist nach Angaben des Betreibers Vattenfall „gegen alle Eventualfälle gesichert“. Ein schwerer Störfall wie im schwedischen Atomreaktor Forsmark am 25. Juli, der fast zur Kernschmelze geführt hätte, sei „in keinem denkbaren Fall möglich“, sagte Bruno Thomauske, Chef der Hamburger Vattenfall-Filiale. Dies ist das Ergebnis eines 60-seitigen Untersuchungsberichts, den Vattenfall am Mittwochabend der Atomaufsichtsbehörde im Kieler Sozialministerium vorgelegt hat. Dieser wird nun von unabhängigen Sachverständigen geprüft. Die Behörde wies aber bereits gestern darauf hin, dass es bei der technischen Beschreibung der Stromversorgung „eine Unstimmigkeit“ gebe. Vattenfall habe eine sofortige Berichtigung zugesagt.

Brunsbüttel musste von Vattenfall zusätzlichen Sicherheitsüberprüfungen unterzogen werden, weil dessen Notstromversorgung mit der in Forsmark weitgehend baugleich ist. Dort waren nach einem Kurzschluss mehrere Notstromaggregate ausgefallen, der Meiler war daraufhin mehr als 20 Minuten außer Kontrolle.

In Brunsbüttel könne das nicht passieren, versicherte Thomauske. Das achtstufige Sicherheitskonzept des Reaktors aus drei Dieseln, vier Gasturbinen und einem zusätzlichen unabhängig arbeitenden „Notstandssystem“ sei „sicher“. Die dreiwöchige Prüfung durch externe Experten habe ergeben, dass es „in keinem Fall“ zu Abschaltungen, Unterbrechungen oder sonstigen technisch bedingten Ausfällen im Kühlsystem des AKW kommen könne. Ein Störfall wie in Forsmark sei in Brunsbüttel deshalb „ausgeschlossen“.

Kritiker der Atomenergie bleiben allerdings skeptisch. Die Tatsache, dass die Atomaufsicht sofort eine Unstimmigkeit festgestellt habe, stärke nicht das Vertrauen, sagte Gerd Rosenkranz, Leiter der Abteilung Politik bei der Deutschen Umwelthilfe. Zwar könne man den konkreten Inhalt des Berichtes noch nicht bewerten. Rosenkranz wies aber darauf hin, dass der Bericht erst drei Wochen nach der von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) gesetzten Frist fertiggestellt worden sei. „Wir sind jetzt wieder an dem Ausgangspunkt der Diskussionen.“

Die Umwelthilfe hatte nach dem Störfall in Forsmark bemängelt, dass das Notstromsystem schlechter ausgelegt sei als in dem schwedischen AKW. Offen sei, ob der Bericht nun die von Vattenfall zwischenzeitlich beantragte technische Nachbesserung berücksichtige oder nicht. Zudem liege bei der Atomaufsicht eine Mängelliste, die weiterhin geheim gehalten werde. Sollten diese Mängel unbedeutend oder mittlerweile behoben sein, dürfte einer Veröffentlichung nichts im Wege stehen, sagte Rosenkranz. „Bisher wird uns der Einblick aber noch verwehrt.“ S.-M. VEIT, S. KOSCH