Die Überraschungskandidatin

Wenn man Samiah El Samadoni im Internet sucht, findet man fast nichts. Ein paar kleine Meldungen. „Ich bin seit 2009 Mitglied der SPD, war aber mit meiner Aufgabe als Referentin im Landkreistag einer gewissen Neutralität verpflichtet“, sagt Samadoni. Daher ist sie bisher bewusst nicht groß in Erscheinung getreten. Das kann sich jetzt ändern, da sie für den Posten der Bürgerbeauftragten für Schleswig-Holstein vorgeschlagen ist. Die Bürgerbeauftragte hat die Aufgabe, in sozialen Angelegenheiten zu informieren, zu beraten und die Interessen hilfesuchender Bürger gegenüber den Behörden zu vertreten.

Es war eine große Überraschung als sie nominiert wurde. Als El Samadoni noch parteilos war, arbeitete sie im Innenministerium als Koordinierungsassistentin. Als Anwältin hat sie von Umweltrecht, über Wirtschaftsrecht bis Verwaltungsrecht viele Bereiche bearbeitet.

Die 43-Jährige hat eine deutsche Mutter und einen ägyptischen Vater. Er kam damals zum Studieren nach Deutschland. El Samadoni ist in Kiel geboren und hat die meiste Zeit ihres Lebens in Deutschland gelebt. Mit 16 hat sie die elfte Klasse in Ägypten verbracht, um die Heimat ihres Vater und ihre Verwandten besser kennenzulernen. Es war mir ein Anliegen, meine Familie und die Kultur besser kennenzulernen“, sagt El Samadoni. „Ich fand es sehr hilfreich, denn mir hat das sehr geholfen mich einzuordnen. Ich habe zu schätzen gelernt, dass ich sehr frei aufwachsen konnte.“

Ihr neunjähriger Sohn soll auch eines Tages das Land ihres Vaters kennenlernen. Bisher war es wegen der politisch instabilen Lage jedoch nicht möglich. Falls ihr Sohn sich später entschließt, selbst nach Ägypten zu gehen, um die Kultur seines Großvaters kennenzulernen, hätte Samadoni kein Problem damit, „wenn die politischen Verhältnisse es zulassen“. Bis dahin muss sich der Junior mit Geschichten vom Großvater und den Verwandten, die ab und an zu Besuch kommen, begnügen.  FCK