Ungebrochene Euroenthusiasten

In Rumänen trommelt die Rechte gegen den EU-Beitritt. Bislang ohne Erfolg

BERLIN taz ■ Ginge es nach der Neuen Rechten, dann sollte Rumänien am besten auf die bevorstehende EU-Integration verzichten. Die Organisation, die sich selbst als „Christliches Forum Neue Rechte“ bezeichnet, ist eine der kleinen, lautstarken, rechtsradikalen Gruppierungen, die sich dem proeuropäischen Trend entgegensetzen. Sie kooperiert mit gleichgesinnten Gruppierungen aus Europa und Amerika, darunter auch mit der NPD in Deutschland, und hat dem „autoritären Herrschaftsanspruch der Kommissare aus Brüssel“ den Krieg angesagt.

Als Alternative für den mit der Einbindung Rumäniens in die Europäische Union bevorstehenden „Souveränitätsverlust“ plädiert die „Neue Rechte“ für ein Europa der Vaterländer, ein Europa unabhängiger, stolzer und selbstbewusster Nationen. Die Verwirklichung eines vereinigten Europas nach den Vorstellungen der Kommissare aus dem fernen Brüssel hieße: Verlust der althergebrachten nationalen Traditionen, Auflösung des christlich-orthodoxen Glaubens, ein ungebremster Vormarsch religiöser amerikanischer Sekten und sexuelle Freizügigkeit. Obwohl alle im Parlament vertretenen Parteien, inklusive die ultrarechte Großrumänische Partei (PRM), sich als Befürworter einer EU-Integration Rumäniens gerieren, teilen sie mitunter gewisse Auffassungen der „Neuen Rechten“.

In den Publikationen der Großrumänischen Partei wird die geplante Aufnahme des Landes in die EU gelegentlich mit dem Vormarsch der Globalisierung gleichgesetzt. In der Lesart der großrumänischen Ultranationalisten bedeutete die Ausweitung der Europäischen Union nichts anderes als den Versuch, einen neoliberalen „Superstaat“ zu gründen. Nicht zufällig gehörte die Großrumänische Partei zusammen mit mehreren sogenannten „europäischen patriotischen und nationalen Parteien und Bewegungen“ – wie der bulgarischen antisemitischen Ataka, der französischen Front National (FN), dem flämischen Vlaams Belang (VB), der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), der italienischen Sozialen Aktion (Azione Sociale – AS) und der spanischen Alternativa Española (AES) – zu den Mitunterzeichnern der „Wiener Erklärung“.

Die Unterzeichner der Ende des vergangenen Jahres verabschiedeten „Erklärung“ erheben den diffusen Anspruch, im Namen aller europäischen Patrioten zu sprechen, und zwar „im Bewusstsein unserer gemeinsamen Verantwortung für die europäischen Völker und für die von diesen repräsentierte Vielfalt der Kulturen und Sprachen“.

Glaubt man den Umfragen, dann sind die Rumänen ausgesprochene Euroenthusiasten. Mehr als 80 Prozent sind für eine bedingungslose Integration, ohne genau zu wissen, was Europa bedeutet. „Für die Armen wird es besser und für die Reichen schlechter. Die werden uns dann nicht mehr bestehlen können“, hofft ein rumänischer Bauer. WILLIAM TOTOK