Öko macht den Strom teurer

ENERGIE Der Durchschnittshaushalt zahlt mit seiner Stromrechnung künftig 10 Euro im Monat zur Förderung der erneuerbaren Energien – 4 Euro mehr

FREIBURG taz | Der Aufschlag auf den Strompreis zur Förderung der erneuerbaren Energien steigt 2011 von derzeit 2,05 Cent auf rund 3,5 Cent je Kilowattstunde. Das berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die Netzbetreiber. Die Bundesnetzagentur will die Höhe des Betrages erst am heutigen Freitag offiziell bekannt geben.

Der Aufschlag auf den Strompreis, der nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz als EEG-Umlage bezeichnet wird, resultiert aus der erhöhten Einspeisevergütung für Strom aus regenerativen Quellen. Solaranlagen, die derzeit ans Netz gehen, erhalten zum Beispiel eine garantierte Vergütung von rund 33 Cent je Kilowattstunde. Der Mehrpreis gegenüber dem Großhandelspreis des Stroms an der Börse wird auf die Stromkunden umgelegt. Ein Durchschnittshaushalt – Jahresverbrauch 3.500 Kilowattstunden – wird mit seiner Stromrechnung künftig monatlich 10 Euro zur Förderung der erneuerbaren Energien bezahlen. Bisher lag sein Beitrag bei etwa 6 Euro. Hinzu kommt jeweils noch die Mehrwertsteuer.

Damit ist absehbar, dass die Stromversorger, die spätestens Mitte November ihre Preise für 2011 bekannt geben müssen, im Durchschnitt Aufschläge im mittleren einstelligen Prozentbereich verkünden werden. Ein wenig gedämpft wird der Anstieg dadurch, dass die Preise an der Strombörse für 2011 derzeit recht günstig sind – durch preisdämpfende Wirkung der Erneuerbaren. Ist beispielsweise viel Windstrom im Netz, tendiert der Preis zeitweise gegen null. Damit steht dem Anstieg der EEG-Umlage immerhin zum Teil eine Preissenkung an anderer Stelle entgegen.

Da vor allem die Fotovoltaik im laufenden Jahr einen gigantischen Schritt nach vorne macht, kommt der Anstieg der EEG-Umlage für Branchenkenner nicht überraschend. Seit Monaten kursierten Schätzungen, die von mehr als 3 Cent je Kilowattstunde ausgingen. Denn in diesem Jahr wird die Fotovoltaik erstmals mehr als 10 Milliarden Kilowattstunden zum deutschen Strommix beitragen und sich damit im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln – 2 Prozent des Stromverbrauchs.

Die installierte Solarleistung in Deutschland, die zum Jahresbeginn noch bei knapp 10.000 Megawatt lag, dürfte zum Jahresende zwischen 17.000 und 18.000 Megawatt liegen. Ende August waren nach Zahlen der Netzagentur bereits 14.680 Megawatt erreicht. Und Mitte nächsten Jahres könnte die installierte Leistung der deutschen Solaranlagen die Leistung aller hiesigen Atomkraftwerke, die bei rund 21.000 Megawatt liegt, bereits überschreiten. Da den etablierten Stromversorgern diese Anteile bei ihrer Stromerzeugung wegbrechen, ist absehbar, dass aus der Energiewirtschaft mit der offiziellen Bekanntgabe der Zahlen heftige Kritik an der Solarförderung laut werden dürfte. BERNWARD JANZING