AKW geht früher vom Netz

ENERGIE Eon wird Atomkraftwerk zu teuer. Strom gibt es dennoch

BERLIN taz/dpa | Bisher war es nur Spekulation, jetzt steht es fest: Das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld (bei Schweinfurt) soll bereits im Mai 2015 abgeschaltet werden – und damit sieben Monate früher, als vom Gesetzgeber im Rahmen des Atomausstiegs vorgesehen. Der Stromkonzern Eon, der das AKW betreibt, begründete den Schritt vor allem mit der Belastung durch die vom Bund erhobene Kernbrennstoffsteuer. „Hintergrund für die Entscheidung ist die mangelnde Wirtschaftlichkeit der Anlage“, betonte das Unternehmen. Im Juni müssten neue Brennstäbe eingesetzt werden, was mit weiteren 80 Millionen Euro zu Buche schlagen würde. Die Brennstäbe könnten aber nicht mehr voll genutzt werden.

Als in der vergangenen Woche erstmals über das eventuell frühere Aus für Grafenrheinfeld berichtet worden wurde, hatte es noch Spekulationen gegeben, dass die Bundesnetzagentur eine frühere Abschaltung untersagen könnte, weil sonst die Versorgungssicherheit in Bayern gefährdet wäre. In diesem Fall hätte Eon für den Weiterbetrieb staatliche Entschädigung für den Weiterbetrieb erhalten können.

Daraus wird nun voraussichtlich nichts. „Aktuell gehen wir davon aus, dass eine vorzeitige Stilllegung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld die Versorgungssicherheit in den Monaten bis zum eigentlich vorgesehenen Laufzeitende des Kraftwerks im Dezember 2015 nicht gefährdet“, erklärte Martin Fuchs, Geschäftsführer des für Bayern zuständigen Netzbetreibers Tennet. Allerdings werde die Zahl der Netzeingriffe steigen, was zu höheren Netzentgelten führen könnte. Die bayerische Landesregierung kündigte eine sorgfältige Prüfung an.

Umweltschützer begrüßten die Ankündigung von Eon. „Die Abschaltung von Grafenrheinfeld ist längst überfällig“, sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. „Jeder Tag zusätzlicher Laufzeit vergrößert das Risiko eines atomaren Unfalls.“ Die Initiative Ausgestrahlt fordert als Konsequenz, an der Brennelementesteuer festzuhalten. Derzeit plant die Bundesregierung, diese Ende 2016 abzuschaffen. MKR