Die Europäische Union zeigt mehr Einsatz

ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK Die EU-Intervention in der Hauptstadt Bangui soll jetzt doch starten. Hochrangige europäisch-afrikanische Gespräche stehen bevor. Neue Kämpfe fordern Dutzende Opfer

BERLIN taz | Nach wochenlangem Hin und Her will die EU ihre Eingreifmission in der Zentralafrikanischen Republik jetzt endlich auf den Weg bringen. Bereits am Dienstag soll die Mission offiziell starten, heißt es – ein eher symbolischer Schritt. Klarheit soll ein Minigipfel am Rande des EU-Afrika-Gipfels in Brüssel am Mittwoch schaffen. Nach Berichten aus Paris wird die zentralafrikanische Übergangspräsidentin Catherie Samba-Panza gemeinsam mit ihren Amtskollegen aus Kamerun, Kongo-Brazzaville und Tschad ebenso wie die Führer der Afrikanischen Union und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon auf EU-Spitzenpolitiker und Frankreichs Präsidenten François Hollande treffen. Samba-Panza befindet sich bereits auf dem Weg nach Paris.

Die Eingreifbemühungen der EU waren in den letzten Wochen festgefahren, nachdem weder Deutschland noch Großbritannien sich zum Mitmachen bereit erklärt und mehrere osteuropäische Truppensteller ihre provisorischen Zusagen unter Verweis auf die Ukraine wieder zurückgestellt hatten. Ende letzter Woche hatte Deutschland aber die Bereitstellung zweier zusätzlicher Transportflugzeuge in Aussicht gestellt. Am Samstag schließlich erklärte der designierte Kommandeur der Truppe, General Philippe Pontiès aus Frankreich, er habe jetzt „genügend Leute und Material“. Offensichtlich will Frankreich die noch vorhandenen Lücken in der auf 800 bis 1.000 Mann geplanten Truppe zunächst selbst schließen; die EU-Truppe stellt somit eine Erweiterung der bestehenden französischen Eingreiftruppe „Sangaris“ dar, die wegen Nichteingreifens gegen die Vertreibung der meisten Muslime aus der Zentralafrikanischen Republik in der Kritik steht.

Neue Dringlichkeit erhält die EU-Mission durch die erneute Zunahme der Gewalt in der zentralafrikanischen Hauptstadt Bangui. Nach wochenlangen blutigen Übergriffen gegen Muslime schlagen Letztere jetzt offenbar zurück. Auf einen Granatenangriff auf christliche Trauernde mit 9 bis 20 Toten in der Nacht zum Freitag folgten am Samstag Angriffe von Interventionstruppen aus dem Tschad gegen antimuslimische Milizen im Norden von Bangui. Dabei sollen nach Berichten lokaler Medien bis zu 30 Menschen getötet worden sein. Die tschadischen Soldaten sollen Evakuierungskonvois für Muslime aus Bangui schützen.

DOMINIC JOHNSON