Rheingold statt Euro

Seit dem 1. Oktober akzeptieren 94 Düsseldorfer Geschäfte die Regionalwährung Rheingold. Hagen zahlt mit dem Volme-, Bielefeld mit dem Teutotaler: Die Euro-Konkurrenz will Kunst sein

VON KATHARINA HEIMEIER

Düsseldorf hat eine neue Währung. Rheingold heißt das Geld, mit dem man seit dem 1. Oktober in der Landeshauptstadt Fahrräder, Gemüse oder Kaffee kaufen kann. Akzeptiert werden die Scheine im Wert von einem bis zu 50 Rheingold bereits in 94 Geschäften.

Der Wechselkurs steht zurzeit bei 1:2 – für einen Euro gibt es zwei Rheingold. Nur eine Wechselstube für die druckfrischen Scheine existiert noch nicht. „Es wäre schön, wenn wir die Düsseldorfer Stadtsparkasse gewinnen könnten“, sagt Jost Reinert, der das Geld erfunden hat. Doch bis dahin müssen die Düsseldorfer dort tauschen, wo das Rheingold akzeptiert wird.

Die 200.000 Einwohner der Ruhrgebietsstadt Hagen haben längst eine zentrale Umtauschstelle, den Hagen-Laden. Sie können seit dem vergangenen Jahr in inzwischen 200 Geschäften mit dem Volmetaler zahlen. 45.000 Taler sind im Umlauf. Die Hagener waren die ersten in NRW, die ihr eigenes Geld druckten. Auch in anderen Städten sind Regionalwährungen geplant: der Wurmtaler in Aachen, der Sieg-Taler in Siegen, der Teutotaler in Bielefeld – und der Justus soll bald sogar im ganzen Ruhrgebiet kursieren.

Das Prinzip der Regionalwährungen ist simpel: Sie sollen einen regionalen Wirtschaftskreislauf schaffen – „einen Kreislauf, von dem jeder profitieren soll“, wie es Helmut Reinhardt, der Begründer des Hagener Volmetalers, formuliert. Reinhardt und Mitstreiter wollen aber auch auf die Probleme des bestehenden Geldsystems aufmerksam machen, die Zinsproblematik und Verschuldungssituation. „Das können wir natürlich mit dem Volmetaler nicht stoppen“, räumt Reinhardt aber ein.

Eine Konkurrenz zum Euro wollen die Regionalwährungen nicht sein. „Das Rheingold ist wesentlich rarer als der Euro und das soll auch so bleiben“, sagt beispielsweise Reinert. Dennoch sieht er seine Währung gegenüber dem Euro klar im Vorteil. „Es ist sehr fälschungssicher – auf geheimen Spezialpapier gedruckt, mit Silberstreifen und Seriennummer.“ Außerdem hätten Geldfälscher wohl mehr Interesse daran, Euro-Noten zu fälschen, mit denen man überall bezahlen könne. Er begreift das Rheingold als Kunstprojekt. Auf der Rückseite der Scheine machen Comedians, Bands und Verlage Werbung. „So findet Kunst in allen Geldbörsen statt“, sagt Reinert.

Bei der Bundesbank betrachtet man die neuen Regiotaler gelassen. 43 Regionalwährungen im Wert von 200.000 Euro seien im Jahr 2005 im Umlauf gewesen, dem gegenüber stünden Euro-Scheine und Münzen im Wert von mittlerweile 141 Milliarden Euro – „da sind die Regionalwährungen eine zu vernachlässigende Größe“, sagt Ralf Zimmermann von der Deutschen Bundesbank in NRW. Die Regiotaler seien kein Geld, sondern vielmehr Wertgutscheine, die außerdem mit der Zeit an Wert verlören – „nicht mehr als ein Marketing-Gag“.