Arbeitskampf im Museum

PROTEST Im Jüdischen Museum macht heute der Besucherdienst auf seine prekäre Situation aufmerksam

Heute am Donnerstag soll es ab 17 Uhr eine mehrstündige Protestkundgebung vor dem Jüdischen Museum geben. Dabei wollen die Menschen dem von einer Bundesstiftung getragenen Haus anlässlich der Eröffnung einer Sonderausstellung Druck machen, die sonst die Gäste betreuen, also Ausstellungen beaufsichtigen und auch inhaltliche Fragen beantworten.

Um die 130 Beschäftigte sind das nach taz-Informationen – sie sind aber nicht beim Jüdischen Museum angestellt, sondern bei einer Firma namens Xenon Service. Die erhält seit vielen Jahren den Zuschlag bei den Ausschreibungen des Museums für den Besucherservice, zahlte aber laut einer betroffenen Person bis vergangenen Herbst nur 7,50 Euro brutto pro Stunde, seitdem 8,20 Euro. „Wir erhalten keine Sonn- und Feiertagszuschläge, und auch wenn wir bei Veranstaltungen bis nach Mitternacht da sind, bekommen wir das gleiche Geld“, so die Auskunft weiter.

Im Juli läuft der Vertrag mit Xenon aus und das Museum hat nicht die Absicht, der Firma wieder den Zuschlag zu geben, weiß Helge Biering von der Gewerkschaft Ver.di, der den schon lange schwelenden Arbeitskampf betreut. Er nennt es einen „Scheinwerkvertrag“, dass das Museum faktisch Leute zum Teil seit über zehn Jahren über einen Werkvertrag mit einem Dienstleister beschäftigt. Wären sie bei der Bundeseinrichtung angestellt, müssten sie nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bezahlt werden. Nun droht ihnen das Aus.

Helge Biering sieht verschiedene Möglichkeiten, wie das Museum das Personal weiterbeschäftigen könnte: in einer eigenen GmbH oder durch die Verpflichtung für einen Xenon-Nachfolger, die Leute zu übernehmen.

Möglicherweise muss es sie aber auch selbst einstellen. Es sind nämlich ebenfalls Xenon-Beschäftigte, die 2013 eine gerichtliche Verurteilung der Heinrich-Böll-Stiftung wegen illegaler Leiharbeit erreichten (taz berichtete). Sie hatten dort jahrelang Veranstaltungen betreut und mussten nun von der Stiftung angestellt und nach TVöD bezahlt werden. Auch gegen das Jüdische Museum laufen entsprechende Klagen.

Die Pressestelle der Stiftung Jüdisches Museum teilte der taz mit, dass der Besucherdienst des Museums seit mehr als zehn Jahren durch beauftragte Unternehmen erfolge, die in öffentlicher Ausschreibung ermittelt werden. „Das ist in kulturellen Institutionen dieser Größenordnung gängige Praxis.“ RALF HUTTER