Robin wood contra tempo
: König Kunde muss entscheiden

Dass in der Zeit des globalen Kapitalismus das Geld die Gedanken der Menschen bestimmt, ist kein Geheimnis. Das gilt im Großen für den Konzern-Manager und im Kleinen für den Konsumenten-Schädel. Möglichst große Profite machen und den Mehrwert abschöpfen ist angesagt. Geiz ist geil. Die Konzerne handeln im wirtschaftlichen Interesse ihrer Kunden, wenn sie die Produktionskosten niedrig halten und damit für ein günstiges Endprodukt sorgen. Konsequenterweise lässt sich Procter&Gambler von dem brasilianischen Konzern Aracruz mit billigen Eukalyptus-Zellstoff für unser Tempo-Taschentuch beliefern. Damit es auch schön flauschig ist.

KOMMENTAR VON SIMON KARSTEN

Tatsache ist: Die Eukalyptus-Plantagen liegen auf Indianer-Land. In der Zeit der brasilianischen Militärdiktatur der siebziger Jahre wurden die Ureinwohner von dort vertrieben. Die Manager von P&G interessiert das nicht. Darf es auch gar nicht. Sie machen ihren Job. Pure Menschlichkeit bringt keinen Cent. Der Umsatz muss stimmen, und wo der Gewinn abgegriffen wird, ist zweitrangig. Der Unternehmer kennt zunächst keine Moral, er verhält sich rational und gewinn-maximierend. Diese Markt-Mechanismen lassen sich nicht wegdenken, ohne das kapitalistische Wirtschaftssystem insgesamt in Frage zu stellen.

Doch der Markt beginnt im Kopf des Konsumenten: Er entscheidet was er will, die Anbieter müssen sich danach richten. Denn ohne Kunde kein Geschäft. Die Macht der Konsumenten ist in dem immer härteren Wettbewerb um Marktanteile größer als gedacht. Die spannende Frage stellt sich: Ist meine Nase Eukalyptus-verwöhnt oder verzichte ich auf das tolle Tempo und bringe damit die Herren bei Procter&Gambler in Verlegenheit, zunächst das Problem mit den Indianern zu lösen, bevor sie an die nächsten Umsätze aus meiner Tasche denken dürfen? Die Aktionen von Organisationen wie Robin Wood sind dabei von fundamentaler Bedeutung: Erst sie bringen uns die Informationen über Missstände.