5. Gebot außer Kraft

In „Tote. Unbegraben“, das am Freitag in der Lutherkirche in Köln Premiere hat, werden Frauen von Frauen gefoltert

Wer weiß schon genau, wie er in einer Extremsituation handeln würde. Wer fragt sich angesichts der Fernsehbilder aus Kriegsgebieten nicht, wie es sein kann, dass Menschen töten, vergewaltigen und die Habe anderer zerstören. Krieg und Gewalt liefern Beweggründe zuhauf, Menschenleben zu opfern. Und (etwa aus Notwehr) auch zu foltern. Ab wann hat der Mensch das Recht, Schuldige zu richten? Dieser Frage widmet sich Kristina Wessely vom Kölner Theater Elementar in ihrem Stück „Tote. Unbegraben“, das am Freitag in der Kölner Lutherkirche Premiere hat.

Nach Motiven des Stücks „Tote ohne Begräbnis“ des französischen Existenzialisten Jean Paul Sartre, in dem Résistance-Kämpfer durch Folter zur Aussage gezwungen werden, erzählt „Tote. Unbegraben“, wie Frauen dazu gebracht werden, Frauen zu foltern. „Das zentrale Thema ist, wie Frauen da hineingeraten und wie sie wieder herauskommen“, sagt Kristina Wessely. Da Frauen erfahrungsgemäß eine höhere Hemmschwelle hätten, Gewalt anzuwenden, müsse der Entscheidung dazu psychische Gewalt zu Grunde liegen. „Wenn dann aber Frauen an Folter mitwirken, sind sie umso brutaler“, meint Wessely, die als Vorlage für „Tote. Unbegraben“ die Figur der Lynndie England gewählt hat. Die US-Soldatin kam im Folterskandal von Abu Ghraib (Irak) zu traurigem Ruhm. HENK RAIJER

„Tote. Unbegraben“Premiere: Fr., 13. 10., 20:00 Uhr, Lutherkirche, Köln Infos: 0221-3762990