Das schwächste Glied ist sprachlos

Hamburgs CDU-Senat möchte zur Zukunft des Airbus-Werkes an der Elbe zurzeit am liebsten gar nichts mehr sagen. Neuer Airbus-Chef Gallois lehnt Tabus bei Standortfragen ab. Bremens Bürgermeister Böhrnsen will hellwach sein

„Der Bürgermeister sieht keine ernste Gefahr für den Airbus-Standort Hamburg“, beteuerte Lutz Mohaupt, Sprecher von Ole von Beust (CDU) gestern im Rathaus der Hansestadt. Worauf sich dieser Optimismus gründet, erläuterte er ebenso wenig wie Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU). Der lehnte jede Stellungnahme zum Wechsel in der Vorstandsetage von Airbus wortkarg ab. Und die Aussage des scheidenden Airbus-Chefs Christian Streiff, das Werk in Hamburg-Finkenwerder sei „das schwächste Glied“ bei der Produktion des Airbus A 380, wollte der Senat erst recht „nicht kommentieren“.

Inoffiziell gibt sich die CDU-Regierung des Stadtstaates überzeugt, dass sich in der deutschen Airbus-Zentrale an der Elbe nichts Gravierendes ändere. Der Flugzeugbauer habe mehr als eine Milliarde in neue Hallen investiert, das lasse sich nicht einfach ins französische Hauptwerk Toulouse übertragen.

Wunder Punkt sei, wenn überhaupt, das Auslieferungszentrum, über dessen Errichtung Airbus erst im kommenden Jahr entscheiden will. Sollte die prestigeträchtige Übergabe des A 380 an die Kunden in Frankreich konzentriert werden, verlöre Hamburg nicht nur Glanz und etwa 100 Arbeitsplätze. Dann würde auch die im Bau befindliche Verlängerung der Werkspiste auf die Obstäcker des Dorfes Neuenfelde juristisch wieder anfechtbar. Und über dieses heiße Thema möchte im Senat niemand ein zitierfähiges Wort verlieren.

In Bremen muss nach Ansicht von Regierungschef Jens Böhrnsen (SPD) derzeit kein Airbus-Beschäftigter um seinen Arbeitsplatz fürchten. „Es gibt kein aktuelles Bedrohungsszenario“, sagte er gestern. Niemand dürfe allerdings glauben, das Bremer Werk sei sicher. „Es gilt hellwach zu sein.“ Wichtig sei nun eine „Solidarität der Standorte“.

Umso mehr, als der neue Airbus-Chef Louis Gallois gestern ankündigte, das Sanierungsprogramm „Power 8“ seines Vorgängers Streiff „sofort voll umzusetzen“. Dabei dürfe „die Frage nach den Werken kein Tabu“ sein. Streiff hatte Einsparungen von fünf Milliarden Euro bis 2010 und danach von weiteren zwei Milliarden Euro jährlich geplant.

Zudem hatte er die Montage des A 380, der in Toulouse und Hamburg montiert wird, ins südfranzösische Stammwerk verlegen wollen. Erwogen hatte Streiff auch die Schließung von Zuliefererwerken. Konkret genannt wurden alle vier niedersächsischen Standorte Buxtehude, Stade, Nordenham und Varel. Gallois kündigte Entscheidungen bereits „in den kommenden Wochen“ an. „Die Flugzeuge werden aber nicht schneller fertig, wenn man Arbeitsplätze abbaut“, glaubt hingegen der Bremer Airbus-Betriebsratsvorsitzende Johann Dahnken.

Der Industrieverband Hamburg rief angesichts der Airbus-Krise gestern nach dem Steuerzahler. Der Bund solle sich am Unternehmen beteiligen, forderte er. Sozialdemokrat Böhrnsen sieht das ebenso: „Das halte ich für den richtigen Weg.“

GESA SCHÖLGENS/SVEN-M. VEIT

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