„Bild“ will sauber werden

Papier aus russischen Hölzern stammt oft aus illegalen Einschlägen. Springer und andere Konzerne haben deshalb ein Projekt für „saubere“ Holzimporte gestartet

Die Korruptionssituation in Russland hat sich nicht gerade erfreulich entwickelt

BERLIN taz ■ Wer morgens die Bild in der Hand hält, kann künftig einige Bedenken weniger haben – zumindest was das Papier betrifft, auf dem die Zeitung gedruckt ist. Die Axel Springer AG will zukünftig für mehr Transparenz bei der Lieferung von russischem Holz sorgen. Ebenfalls beteiligt an der Initiative sind die Verlagshäuser Random House und Time sowie der finnische Papierhersteller Stora Enso und der Verpackungsfabrikant Tetra Pak.

Holz aus dem europäischen Teil Russlands deckt heute bis zu 20 Prozent des Frischfaserbedarfs finnischer Zellstoff- und Papierfabriken wie Stora Enso. Doch diese Lieferungen machen Probleme: Erst im September berichtete Greenpeace von illegalen Einschlägen, die in Karelien beobachtet worden waren. Das Holz landete damals auch bei Stora Enso, die für Springer Papier erzeugen. „Mit der Verbesserung sozialer und ökologischer Bedingungen der Holzproduktion wollen wir unsichtbare Qualitätsmerkmale für Druckpapier schaffen“, erklärt Florian Nehm, der bei Springer für Nachhaltigkeitsfragen zuständig ist.

Neu sei dabei der Anspruch, Korruption im grenzüberschreitenden Holzhandel zu bekämpfen.

Als kritischen Beobachter hat sich die Initiative daher Transparency International (TI) ins Boot geholt, die bekannteste Nichtregierungsorganisation zur Bekämpfung von Korruption. Corbus de Swardt, Direktor des internationalen Programms von TI in Berlin, begrüßt die Idee: „Die Korruptionssituation in Russland hat sich in letzter Zeit nicht gerade erfreulich entwickelt, daher muss auch außerhalb der Regierungsebene gehandelt werden.“

Damit das Projekt, das seit 2005 vorbereitet wurde, nicht bei Absichtserklärungen stehen bleibt, setzen die beteiligten Unternehmen ihren Schwerpunkt auf Kontakte vor Ort. Bisher wurden zwei russische Holzproduzenten als Partner gewonnen, Ruskiy Les und Shujales. „Gespräche mit Forstarbeitern sind sehr wichtig“, betont Nehm. Durch das Aufdecken von Gefahrenquellen habe man konkrete Vorschläge für mehr Sicherheit erarbeiten können. Dazu zählen ein Not-Stopp bei Kettensägen, Arbeitskleidung in Signalfarben und die Einhaltung von Sicherheitsabständen.

Als nächster Schritt sollen die russischen Partner durch das Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert werden. Das FSC-Gütesiegel ist das einzige weltweit gültige Zertifikat für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Weil FSC aber keine Mechanismen hat, um Korruptionsfällen nachzugehen, sollen auch die lokalen Regierungen vor Ort in das Springer-Projekt eingebunden werden. „Korruptionsfreiheit könnte zu einem Aushängeschild für die ganze Region werden“, plant Nehm.

Neben publizistischer Glaubwürdigkeit bringt das Projekt für Unternehmen wie Springer greifbare Vorteile, denn mit Nachhaltigkeit lässt sich auch bei Rating-Agenturen punkten.

„Das Projekt ist ein guter Schritt“, erklärte gestern Oliver Salge, Waldexperte von Greenpeace. Ziel müsse es jedoch sein, alle russischen Lieferanten und Forstbetriebe zu durchleuchten und so flächendeckend für bessere Standards zu sorgen.

ELISABETH SCHERER