Hamburger Szene
: Jenseits des Auftrittsverbots

Dem Mann am Mischpult wird die Pappschachtel mit der Pizza heute mit Knicks serviert. Es ist 21.30 Uhr und der Tag war hektisch. Auch, weil die beiden Bands unter besonderen Umständen auftreten: Die Rockband „O-Hum“ kommt aus Teheran und hat im Iran Auftrittsverbot. Sie ist eine der Bands aus dem Film „Sounds of Silence“: Die Regisseure Amir Hamz und Mark Lazarz berichten darin von iranischen Rock- und Hip-Hop-Bands, die von der Regierung zensiert werden; ihre einzige Bühne ist das Internet. Besser geht es da den Hip-Hoppern „Reveal“: Sie leben mittlerweile in London.

„Sounds of Silence“ lief nun auf dem Hamburger Filmfest, und durch eine offizielle Einladung wurde es möglich, O-Hum in die Stadt zu holen. Zum Konzert im Waagenbau sind an diesem Abend viele Iraner gekommen – quer durch die Generationen: Da steht der Enkel mit toupierten Haaren neben dem Großvater im dunklen Sakko. Musik, die im Iran absoluter Underground ist, wird in der Ferne zum Event für die ganze Familie.

Und zum politischen Statement. Es wird applaudiert, als die Musiker die Bühne betreten, die Texte werden mitgesungen, die Gitarrensoli beklatscht. Genau, Gitarrensoli: Die gibt es bei O-Hum, sie klingen nach „Led Zepplin“, sind aber nur ein Aspekt dieses wilden Stilmix’ aus Pop, Surf-Rock und Funk.

Wobei es sowieso weniger um musikalische Feinheiten geht, als um ein Anliegen. Da wird auch Großvater zum Rockkonzert-Besucher. KLAUS IRLER