Die verborgene Gefahr

ELEKTROSMOG Hochfrequente elektromagnetische Strahlung von Mobilfunkmasten, Handys oder schnurlosen Telefonen ist Experten zufolge meist unproblematisch. Schlimmer sei niedrige Frequenz

Handys, Induktionsherde, Hochspannungsleitungen und WLAN-Netze – der moderne Mensch ist umgeben von technischen Gerätschaften, die sogenannten Elektrosmog verbreiten. Das Thema beschäftigt viele Menschen aus Sorge vor möglichen Gesundheitsgefahren, auch selbsternannte Experten tummeln sich daher mit allerlei Wunder-Lösungen auf dem Markt. Wer sich in seinem Haus oder seiner Wohnung auf die Suche nach schädlicher Strahlung machen will, sollte daher zunächst einige Grundinformationen beachten und sich auf professionelle Beratungsangebote beschränken.

Zunächst einmal ist zu bedenken: Elektrosmog ist nicht gleich Elektrosmog. Fachleute unterscheiden zwischen ganz unterschiedlichen physikalischen Phänomenen, die sich nicht einfach in einen Topf werfen lassen. Da wäre zunächst die hochfrequente elektromagnetische Strahlung, wie sie von Mobilfunkmasten, Handys oder schnurlosen Telefonen ausgestrahlt wird, erklärt Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale in Hamburg. Sie ist – von seltenen Ausnahmen abgesehen – meistens kein Problem. Die Belastung, die von ihr ausgeht, sei in aller Regel zu vernachlässigen.

Denn die Hochfrequenzstrahlung wird durch Wände und das heute oft übliche Wärmeschutzglas bereits gut gedämpft. Höchstens in Situationen, in denen etwa ein Mobilfunksendemast auf einem Dach sehr dicht an Wohnungen steht, ist es eventuell nötig, sich weitere Gedanken über eine Abschirmung zu machen. Aber auch das ist nach Einschätzung des Experten normalerweise kein allzu großes Problem, weil es dafür technische Möglichkeiten wie etwa spezielle Farben oder Dämmfolien gibt, mit denen sich die Strahlung abfangen lässt. Wichtig sei allerdings, dass Profis die Abschirmung übernehmen. Andernfalls könnte man das Problem unter Umständen sogar verschlimmern.

Wer im Haushalt selbst auf Hochfrequenzstrahlung verzichten will, muss keinen großen Aufwand treiben. Er kann schnurlose Telefone und WLAN durch die früher üblichen Kabelvarianten ersetzen und vermeidet so die Hauptquellen. Ebenfalls in der Regel kein größeres Problem ist die niederfrequente elektrische Strahlung, die sich um alle Stromleitungen und spannungsführende Geräte aufbaut. „Auch elektrische Felder lassen sich gut abschirmen“, sagt der Experte. Bereits wenn Stromkabel in der Wohnung unter Putz verlegt seien, mache das einen erheblichen Unterschied.

Wirklich Sorgen bereitet dem Experten vor allem die niederfrequente elektromagnetische Strahlung, die sich immer dann zusätzlich zur rein elektrischen Strahlung im Raum verteilt, wenn Strom fließt. Denn dieser ist mit technischen Mitteln kaum beizukommen. Die lasse sich kaum abschirmen, so der Fachmann. Zudem könne elektromagnetische Strahlung in ihren Auswirkungen auf den Menschen problematisch sein: Die Folgen können Konzentrations- und Schlafstörungen und eine Schwächung des Immunsystems sein. Magnetfelder seien das Hauptproblem.

Aber auch hier warnt Petersen vor einer Dramatisierung. Problematisch sei aus seiner Sicht etwa das Wohnen in unmittelbarer Nähe von Hochspannungsleitungen. Dort gebe es Konzentrationen, die nicht wünschenswert seien. Aber selbst dort würden gesetzliche Grenzwerte nicht erreicht, betont der Experte. Denn die seien in Deutschland so hoch, dass sie eigentlich gar nicht erreichen werden.

Skeptisch bleiben sollten Verbraucher in jedem Fall bei vermeintlichen technischen Wundergeräten, etwa den sogenannten Ray-Master-Geräten, die Elektrosmog angeblich völlig problemlos neutralisieren können. Das sei dem Fachmann zufolge technisch gar nicht möglich.  SEBASTIAN BRONST