Augen auf beim Häuserkauf

EIGENHEIM Bei aller Begeisterung für die eigenen vier Wände gilt es, beim Kauf einer Immobilie kühl zu kalkulieren. Denn meistens bringt der viele Schulden mit sich

VON SEBASTIAN BRONST

Für viele sind die eigenen vier Wände ein Traum. Die einen wünschen sich eine sichere Basis für ihren Lebensabend, andere nur einen nach den eigenen Vorstellungen gestalteten Rückzugsraum. Manch einer spekuliert vielleicht auch auf einen steigenden Wert. Aber der Kauf einer Immobilie ist auch ein Lebensprojekt, das für viele Schulden mit sich bringt. Momentan sind die Zinsen für Kredite zwar sehr niedrig, niemand weiß aber wie lange das noch so bleibt. Experten raten Kaufinteressenten zu einer genauen Analyse. Wir klären die wichtigsten Fragen:

1. Was ist bei der Finanzierung zu bedenken?

Wer eine Wohnung oder ein Haus kauft, wird diese über Jahrzehnte abbezahlen. Wichtig ist daher eine kühle Kalkulation der eigenen finanziellen Belastbarkeit. Das Leben besteht aus mehr als dem Immobilienerwerb, schnell können sich im privaten und beruflichen Umfeld Dinge ändern. Zu beachten ist auch, dass für den Kauf einer Immobilie beträchtliche Nebenkosten anfallen – vor allem für die Grunderwerbssteuer, aber auch für Notargebühren und ähnliches. Auch in einem eigenen Haus oder eigener Wohnung wohnt es sich zudem auch nicht kostenlos. Das sogenannte Wohngeld oder die Betriebskosten können sich auf mehrere hundert Euro im Monat belaufen.

2. Braucht man Eigenkapital?

Grundsätzlich ist derjenige im Vorteil, der Eigenkapital mitbringt. Nicht nur, weil man so einen Puffer hat. Durch das geringere Risiko erhält man bei den Banken für Kredite auch bessere Konditionen, kann sich Geld also billiger leihen. Die Hamburger Verbraucherzentrale rät, auf keinen Fall mehr als 80 Prozent des sogenannten Beleihungswerts der gewünschten Immobilie fremd zu finanzieren. Je mehr man aufbringt, desto besser.

3. Welche Finanzierungsmodelle und Zinskonditionen sind empfehlenswert?

Das ist leider eine schwierig zu beantwortende Frage. Moment ist das Zinsniveau niedrig, was Kredite im langjährigen Vergleich relativ günstig macht. Eine generelle Empfehlung ist daher, Darlehen mit einer möglichst langen Laufzeit von bis zu 20 Jahren oder sogar mehr abzuschließen, um die niedrigen Zinsen möglichst lange festzuschreiben. Wer kürzere Laufzeiten von zehn Jahren favorisiert, der muss generell das Risiko einkalkulieren, dass sich die Zinsen erhöhen und man früher mehr für die Tilgung aufwenden muss. Die Verbraucherzentrale rät dazu, in einem solchen Fall eine Tilgung von mindestens zwei Prozent anzustreben, um die Schuldenlast schneller zu senken. Experten gehen von einem weiterhin niedrigen Zinsniveau aus, garantieren kann das aber niemand.

4. Wie empfehlenswert ist heute noch das gute alte Bausparen?

Hier ist die Antwort des Verbraucherzentralen-Experten Christian Schmid-Burgk eindeutig: Er hält wenig vom traditionell in Deutschland sehr beliebten Modell. In seinen Augen wurde das schon immer überschätzt. Nur bei einigen wenigen Angeboten landeten Kunden aktuell überhaupt in etwa bei den Zinssätzen, die für normale Bankkredite mit langfristiger Zinsbindung verlangt würden. Für Familien mit Kindern könne das staatlich bezuschusste sogenannte Wohnriestern eine Alternative sein. Ansonsten rät der Verbraucherzentralen-Experte derzeit schlicht zum Abschluss eines Bankkredits, denn das sei der direkteste Weg.

5. Ist der Immobilienkauf bei dem aktuell sehr hohen Preisniveau überhaupt ratsam?

Der deutsche Immobilienmarkt boomt seit Jahren, so dass die Preise in vielen Regionen schon stark gestiegen sind. Ab wann ein einzelnes Objekt aber überteuert ist, lässt sich pauschal kaum beantworten. Das hängt sehr von der Lage ab. Auch auf dem angespannten Immobilienmarkt wie in Hamburg gibt es letztlich keine allgemeingültige Grenze. Deshalb ist eine sorgfältige Prüfung geboten, ob der geforderte Preis nicht überteuert ist.

6. Wann ist die Zeit für den Kauf reif?

Auf keinen Fall sollten Interessenten zu schnell kaufen. Denn nur wer sich in Ruhe informiert, den Markt sondiert und zahlreiche Objekte vergleicht, wird eine Entscheidung treffen können, die langfristig tragfähig ist. Der Experte von der Verbraucherzentrale empfiehlt: „Wer eine Immobilie kauft, sollte zuvor mindestens 20 Objekte gesehen haben, um einen guten Vergleich zu haben.“ Aber auch die Abwicklung des Kaufvorgangs und die Verhandlungen mit den Banken über die Finanzierung benötigen ihre Zeit. Interessenten sollten also von vornherein einkalkulieren, dass das Projekt Immobilienkauf nicht mal eben nebenbei in wenigen Tagen erledigt ist. Außerdem weisen Experten darauf hin, immer Finanzierungsangebote von verschiedenen Banken miteinander zu vergleichen und sich drüber hinaus auch von unabhängiger Seite beraten zu lassen. Alle Verbraucherzentralen bieten Baufinanzierungsberatungen an. Dieser Service kostet in der Regel rund 150 Euro.