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: Der „Prozess“ von Parey

Staatsanwaltschaft in Sachsen-Anhalt kann den antijüdischen Vorfall auf Schulhof in Parey aufklären

STENDAL dpa ■ Nach dem Skandal auf einem Schulhof in Parey ist der Verfasser des antisemitischen Schildes ermittelt. „Es handelt sich ohne Zweifel um einen der drei Tatverdächtigen“, sagte Thomas Kramer von der Staatsanwaltschaft Stendal gestern. Gegen drei 15- und 16-jährige Sekundarschüler, die einen 16-Jährigen vorige Woche unter Androhung von Schlägen zum Tragen des Schilds zwangen, werde wegen Verdachts auf Volksverhetzung, Nötigung und Beleidigung ermittelt. Auf dem Schild stand: „Ich bin am Ort das größte Schwein und lass mich nur mit Juden ein.“

Der zur linken Szene gehörende Jugendliche erschien vorigen Donnerstag mit kahl geschorenem Kopf und Springerstiefeln in der Schule. Die Verdächtigen, die mit der rechten Szene sympathisieren, fühlten sich provoziert und zwangen den Schüler, das Schild umzuhängen. Eine Lehrerin bemerkte den Vorgang, die Schule alarmierte die Polizei.

Der Gedemütigte gab an, von einem der Verdächtigen schon mal geschlagen worden zu sein. Der antisemitische Vorfall stelle sich nach den Vernehmungen als „gruppendynamischer Prozess“ dar, an dem das Trio in unterschiedlicher Weise beteiligt gewesen sei, so Kramer. Die Ermittlungen würden ein bis zwei Monate dauern.

Unter dem Eindruck der Vorkommnisse forderte die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, ein härteres und konsequenteres Vorgehen gegen antisemitische und rechtsradikale Attacken. „Antisemitische und rechtsradikale Attacken haben eine Offensichtlichkeit und Aggressivität erreicht, die nicht nur mich an die Zeit erinnern, die wir nach 1933 erleben mussten“, sagte Knobloch.