FDP will dritte Reiterstaffel streicheln

Die FDP setzt sich für eine dritte Reiterstaffel mit Stall in Köln oder Bonn ein. Dann wäre die Anreise für die Pferde zum Bundesliga-Aufsteiger Aachen nicht so weit. „Ein Tier ersetzt zwölf Schutzleute“. Allerdings seien die Pferde teuer

DÜSSELDORF taz ■ Vor den Bundesligastadien und in den Innenstädten Nordrhein-Westfalens will die FDP mehr Polizisten hoch zu Ross sehen. Horst Engel, innenpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion, setzt sich für eine dritte Reiterstaffel im Raum Köln/Bonn ein. „Für die Rheinschiene reicht ein Standort nicht aus“, sagt er.

Seit Anfang des Jahres hat das Land 20 neue Polizeipferde und 25 Reiter. Die Pferdestaffel Westfalen ist in Dortmund in der Nähe des Fußballstadions untergebracht, die rheinische in Willich-Anrath bei Mönchengladbach. Mindestens ein dritter Stall im Städtedreieck Köln, Bonn, Aachen muss her – wenn es der Landeshaushalt zulässt, findet Engel.

Schließlich habe sich die Lage seit dem Ende der letzten Bundesligasaison entscheidend geändert. „Alemania Aachen ist in die erste Bundesliga aufgestiegen, der 1. FC Köln ist mal wieder abgestiegen“, sagt Engel. Für die Pferde, die jetzt nicht mehr vor dem Kölner Fußballstadion Präsenz zeigen sollen, sondern vor dem Aachener, bedeutet das eine längere Anreise und damit noch mehr Zeit im Hänger auf der Autobahn. „Die Fahrzeit muss reduziert werden“, sagt Engel.

Vor den Stadien, bei Demonstrationen oder anderen großen Menschenaufläufen habe ein Polizeipferd eine so genannte Lenkungswirkung. „Ein Pferd – 600 Kilo, vier Hufe und ein großes Gebiss – schreckt ab“, sagt Engel. So ein Tier ersetze bis zu zwölf Schutzleute. Zugleich seien Polizeipferde Sympathieträger. „Ein Pferd kann man streicheln – einen Streifenwagen nicht.“

Über einen weiteren Stall für die Symapthieträger in Westfalen müsse nachgedacht werden. Das findet auch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG). „Die Reiterstaffel muss flächendeckend vertreten sein“, sagt Landesvorsitzender Rainer Wendt. Skeptischer sieht das die Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Der finanzielle Aufwand für eine weitere Reiterstaffel ist nicht unerheblich“, sagt Herbert Uebler, stellvertretender Landesvorsitzender. Zudem seien andere Investitionen nötig, beispielsweise in den Digitalfunk.

Als zweiter Stützpunkt im Rheinland kommt nach Ansicht von FDP-Politiker Engel der Großraum Bonn oder der Großraum Köln in Frage, Aachen sei nicht zentral genug gelegen. In Bonn sind die Polizeipferde schon länger nicht mehr gesichtet worden. „Bis Bonn kommen die Polizeireiter nicht“, klagte kürzlich der Bonner General-Anzeiger. Erst einmal sei die Staffel in der Bundesstadt gewesen – als der damalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan und Bundeskanzlerin Angela Merkel im August den UN-Campus eröffneten.

Das liegt nach Ansicht des Innenministeriums nicht an der Staffel. „Wenn die dortige Behörde keine Notwendigkeit sieht, sind die Pferde in anderen Städten unterwegs“, sagt Ministeriumssprecher Wolfgang Beus. Jede Polizei könne die Pferde anfordern. Ob Innenminister Ingo Wolf (FDP) dem Vorschlag seines Parteikollegens Engel folgt, entscheidet sich erst nächsten Sommer. „Wir werden nach einem Jahr evaluieren, ob eine dritte Staffel nötig ist“, sagt Beus.

Nachdem die alte Landesregierung aus SPD und Grünen die Polizeipferde im Jahr 2003 in den Ruhestand versetzt hatte, machte Wolf nach dem Wahlgewinn von Schwarz-Gelb bei der Wiedereinführung Schlagzeilen. Zur Präsentation der ersten beiden Staffeln fütterte er im März unter dem Blitzlichtgewitter der Pressefotografen die neuen vierbeinigen Mitglieder der Polizei mit Möhren. Gedankt hat es ihm damals nicht jedes Pferd – eines hatte Wolfs Leckerli vor ihm auf den Boden gespuckt.

KATHARINA HEIMEIER