… DIE BERLINER MAUER?
: In der Ferne mahnen

Gedenken ist so einfach. Ein Schweigekreis, ein paar Kerzen – fertig. Schwieriger wird es, wenn der Gedenkanlass mit einem spezifischen Ort verknüpft ist, das bringt logistische Probleme mit sich. Schon früh hat man versucht, den Spieß umzudrehen – so kamen die heiligen Stätten des Christentums als Reliquien (Kreuzsplitter!) zum Kirchenvolk statt umgekehrt.

Auch Jahrhunderte später geht das noch: Am heutigen Dienstag etwa wird auf dem Hof der katholischen Don-Bosco-Schule in Rostock ein Teilstück der Berliner Mauer als Mahnmal eingeweiht. Zum Gedenken „an die Unfreiheiten und Ungerechtigkeiten der kommunistischen Gewaltherrschaft“, so das Erzbischöfliche Amt Schwerin. Dem Initiator des Projekts, einem früheren Schulleiter, ist wichtig, dass die Schüler „nicht erst nach Berlin reisen müssen“, um an die Bedeutung von Freiheit und Demokratie erinnert zu werden. Der Exdirex hatte vor Jahren auf dem Gelände der Don-Bosco-Schule in Wannsee Segmente der Exmauer entdeckt und „sofort“ die Idee zu einer Gedenkstätte in Rostock gehabt, hieß es.

Fragt sich nur: Was sagt der Regierende Kultursenator dazu? Stehen bald Mauersegmente in Schulhöfen von Passau bis Emden? Wer kommt dann noch zur Bernauer Straße? Was sagen die Berliner Jugendherbergen? Gibt es überhaupt genügend Segmente oder reicht ein handelsübliches Bröckchen? Don Bosco, antworten Sie! CLP Foto: ap