„Wow, was für ein Buch!“

Lesung über ein kompliziertes Familiensystem

■ 46, Literaturwissenschaftler, lebt in München und schreibt dort an seinem neuen Roman.Foto: M. Herdlein für Die Zeit

taz: Herr Uhly, was macht einen guten Roman aus?

Steven Uhly: Ein Roman ist gut, wenn der Autor ihn mehrmals lesen kann und immer noch etwas entdeckt, was ihm nicht bewusst war. Dann ist es ein Text, der über den Autor hinaus geht.

Und als Leser?

Als Leser ist ein guter Roman Aufgehobensein in einer Handlung. Wenn das Buch vorbei ist, löst das Trauer aus, anderseits denkt man: Wow, was für ein Buch!

Worum geht es in Ihrem Debütroman?

Es ging um eine Gradwanderung zwischen dem, was man noch glauben kann und dem, was man nicht mehr glauben kann. In ihrer Geballtheit wirken viele Dinge unglaubwürdig. Aber nicht, wenn man sie sich einzeln vornimmt: Inzest, der Vater hat eine Affäre mit der Oma, Prostitution.

Und das Besondere an Ihrem Roman?

Was die Leute fasziniert und schockiert, ist, dass ich das alles in ein Familiensystem gepackt habe. Ich versuche zu erforschen, was mit den Leuten passiert.

Wie kamen Sie zur Schriftstellerei?

Schon als Kind hatte ich den Wunsch, Romane zu schreiben. Letztendlich bin ich Literaturwissenschaftler geworden, um den Sorgen meiner Familie, aus mir könne nichts werden, Rechnung zu tragen. Jetzt habe ich mich entschieden, alles in die Waagschale zu werfen und nur noch Romane zu schreiben. INTERVIEW: NORA LASSAHN

Lesung, „Mein Leben in Aspik“: 21 Uhr, Cohen + Dobernigg, Sternstraße 4