DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Inhaftiert und gefoltert“

SCHULDIG? Der Iran wirft deutschen Journalisten Spionage vor. Die klagen eine Menschenrecht- lerin an

Der Iran will zwei deutsche Journalisten der Bild am Sonntag wegen Spionage vor Gericht stellen. Beide wurden am 10. Oktober verhaftet. Sie hatten versucht, den Sohn und den Anwalt der Iranerin Sakineh Mohammad-Aschtiani zu interviewen, die wegen Ehebruch gesteinigt werden soll. Die Reporter werfen der in Deutschland lebenden Menschenrechtsaktivistin Mina Ahadi vor, sie ausgenutzt zu haben.

taz: Frau Ahadi, woher kennen sie die beiden im Iran inhaftierten Journalisten?

Mina Ahadi: Einer der beiden hat mich vor Monaten angeschrieben und wollte Kontakt zu Sakineh Mohammad-Aschtiani. Wir haben uns nie getroffen, immer nur per Mail oder telefonisch ausgetauscht. Er hat oft angerufen und hatte viele Fragen –auch was die Sicherheit im Iran anbelangt. Ich habe mit ihm ausführlich über die Risiken gesprochen und ihm geholfen, die Kontakte herzustellen.

„Ich hatte keine Informationen über den Fall, aber Frau Ahadi wusste Bescheid und hat mich in den Iran geschickt, da meine Festnahme ihr zu Bekanntheit verhelfen sollte“, sagte einer der beiden Deutschen.

Der Fotograf hat diese Aussage gemacht, mit dem habe ich überhaupt nichts zu tun gehabt. Ich wusste überhaupt nicht, dass der Journalist in Begleitung fährt.

Wie stehen Sie zu den Vorwürfen der beiden Journalisten?

Der Iran ist eine islamische Diktatur, und immer wieder werden Menschen über Wochen hinweg inhaftiert und gefoltert. Deswegen glaube ich nicht, dass diese Aussagen freiwillig gemacht wurden. Die beiden Journalisten stehen unter Druck, sie sind Geiseln eines faschistischen Regimes. Ich bin überhaupt nicht beleidigt über das, was sie gesagt haben. INTERVIEW: CIGDEM AKYOL

■ Mina Ahadi, 1956 im Iran geboren, lebt in Köln und gründete 2007 den Zentralrat der Ex-Muslime