Werders konsequente Nachwuchsarbeit

KELLERDUELL Auf Schalke kassieren die Bremer wieder eine deftige Auswärtsniederlage – im Gleichschritt mit den eigenen Amateuren

Aus den vergangenen drei Spielen holte Werder nur einen Punkt und schoss kein Tor

Die Ergebnisse der Dritten Liga interessieren die Fans des FC Schalke 04 herzlich wenig. In der Regel werden sie auch nicht erwähnt. Am Samstag jedoch pickte sich der Stadionsprecher, Künstlername: DJ Dirk, ein Resultat heraus. Die zweite Mannschaft des SV Werder habe 1:5 beim SV Sandhausen verloren, bemerkte er süffisant in der Halbzeitpause des Bundesligaspiels.

Das war für die Bremer einerseits eine schlechte Nachricht, andererseits zeugte sie vom zeitgemäßen Arbeiten an der Weser. Eine einheitliche Vorstellung von Fußball, vom Profiteam bis hinunter zur U 9, gilt als modern. Werder zieht die Sache durch, zumindest im Seniorenbereich. Die Bremer werden auswärts vermöbelt, ob in Sandhausen oder beim FC Schalke. Das Spiel in der Gelsenkirchener Arena reiht sich nun ein in die Liste der peinlichen Auftritte dieser Saison: 1:4 in Hoffenheim, 1:4 in Hannover, 0:6 in Stuttgart, 0:4 auf Schalke. „Nennen sie es, wie sie wollen“, erwiderte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs einem Fernseh-Reporter, der ihn gefragt hatte, ob Werder nun im Abstiegskampf stecke. Allofs zog folgende Sprachregelung vor: „Wir sind unten drin.“

Der eine Teil des ewigen Werder-Duos musste viel erklären, genau wie der andere, Trainer Thomas Schaaf. Zusammengefasst sagten beide: Wir machen derzeit alles falsch. Hätte Tim Wiese in der zweiten Halbzeit nicht vieles richtig gemacht, wäre das Ergebnis von Stuttgart noch getoppt worden. Die Bremer Fans dankten es ihrem Torwart mit Sprechchören: „Außer Wiese könnt ihr alle gehen!“ Das zeugte vom Frust und einer Ratlosigkeit, die Bremen fest im Griff hat. Schaaf kündigte Veränderungen an, ohne seine Pläne zu konkretisieren.

Vom Einfrieren der Gehälter bis zum raueren Ton ist schon fast alles probiert worden. Gestern wurde wieder vor dem Training zu einer Aussprache gebeten. Die Erfolge solcher Sitzungen waren bislang äußerst gering.

Zu den größten Gemeinheiten, die sie einen Tag zuvor auf Schalke für die Gäste parat hatten, gehörte die erste Halbzeit. Werder war ein bisschen weniger schwach als die Mannschaft von Felix Magath, lag aber zur Pause nach Treffern von Christoph Metzelder (22.) und Raul (45.) klar zurück. „Das 2:0 hat uns Auftrieb gegeben, deshalb waren wir in der zweiten Halbzeit klar überlegen“, sagte Magath. Der erste von drei Treffen des Spaniers beschleunigte den Auflösungsprozess bei Werder. Die Offensivspieler Hugo Almeida, Marko Marin und Aaron Hunt stellten ihre Arbeit bei Ballbesitz des Gegners komplett ein, Petri Pasanen wurde noch ein bisschen langsamer, Per Mertesacker reagierte noch ein bisschen traniger. Das 4:0 von Raul (71.), ein Lupfer über Wiese hinweg, war ein wunderschönes Tor und eine weitere Gemeinheit. Es zeigte konzentriert in einer Aktion, wie überlegen eine Mannschaft war, die immer noch zwei Punkte weniger ausweist als die Bremer.

Der Trend aber zeigt bei den Gelsenkirchenern mit sieben Punkten aus den vergangenen drei Spielen deutlich nach oben. Werder holte in diesem Zeitraum nur einen Punkt und schoss kein Tor. Angesichts der deutlichen Zahlen verzichtete DJ Dirk auf eine letzte Gemeinheit. Dass Tottenham Hotspur, am Mittwoch Auswärtsgegner in der Champions League, das heiße Derby beim FC Arsenal nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gewann, blieb unerwähnt.MARCUS BARK