Chefinnen statistisch nicht erleuchtet

Wie viele Frauen in NRW Unternehmen leiten, ist unbekannt. Nur die Arbeitslosenquote trennt nach Geschlechtern

130 von ihnen werden morgen Abend auf Landeskosten Sekt trinken: Das Frauenministerium lädt morgen Führunsgfrauen aus Nordrhein-Westfalen in die Staatskanzlei. „Ich will das Potenzial von Frauen fördern und stärken“, sagt Minister Armin Laschet (CDU). Er führt damit eine Tradition der alten rot-grünen Landesregierung fort. Nichts sei so wichtig wie Netzwerke, so Laschet. Der nordrhein-westfälischen Öffentlichkeit müsse die weibliche Kompetenz sichtbar gemacht werden.

Die „weibliche Kompetenz“ ist im Lande allerdings weitgehend unbekannt. Gefördert werden deswegen eher zufällig Einzelpersonen, zum Beispiel durch ein Mentorinnenprogramm. In diesem werden Berufsanfängerinnen von erfolgreichen Frauen angeleitet. Kaum eine Behörde oder Forschungsstelle weiß aber genaues über die Anzahl und die Branchen von Unternehmerinnen im Land. „Das ist leider noch wenig erforscht“, sagt Birgit Wehrhöfer vom Frauenministerium. Deshalb sei die Einladung an Frauen gegangen, die sich selbst in Netzwerken engagieren und an Bekannte von schon mehrmals vertretenen Gästen.

Die einzigen verfügbaren Zahlen über Chefinnen sind widersprüchlich. Nach einer bundesweiten Studie des damaligen Bundesarbeitsamtes von 2004 sind ein gutes Fünftel aller Unternehmer weiblich. Der Wirtschaftsinformationsdienst Hoppenstedt zählt allerdings nur zehn Prozent, andere sogar nur drei. Und die nordrhein-westfälische Regionaldirektion der Arbeitsagentur kann nur unterscheiden zwischen arbeitslosen Frauen und Männern im Land. Dem Düsseldorfer Landesamt für Statistik (LDS) geht es genauso. „Besseres haben wir nicht“, sagt Leo Krüll vom LDS. Frauen seien bislang „statistisch nicht erleuchtet.“

Klar ist nur: Leitende weibliche Angestellte, die von einer Firma rekrutiert werden, sind wesentlich seltener als Eigentumsunternehmerinnen, die mit vollem Risiko ihr eigenes Geschäft gründen. Nach Auskunft von Frauen-Netzwerken führen Frauen vor allem in Unternehmen der eher schlecht bezahlten Dienstleistungsbranche. Von ihren Firmen werden überdurchschnittlich häufig Kinder betreut, Alte und Kranke versorgt. ANNIKA JOERES