Kunstgenuss bis zur Erschöpfung

Die „Extraschicht“ lockt Ruhrgebietsbewohner in die lange Nacht der Industriekultur. Kölner machen lieber eine extra Nachtschicht in Galerien und Museen. In diesem Jahr auch noch parallel zu den Kunst-Messen Art Cologne und Art Fair

Kunstgenuss auf der Hamsterrolle. So könnten sich Kölner und Zugereiste morgen bei der Langen Nacht der Museen in der Domstadt fühlen. Rund 40 städtische und private Institutionen vernetzen sich dabei zu einem gemeinsamen Haus der Kultur mit über 200 Veranstaltungen. Zu Fuß geht da nichts. Deshalb stehen am Kölner Neumarkt endlos Shuttlebusse bereit, um alle Besucher durch die Nacht zu transportieren.

Selektieren wird für Kunstfans die Hauptaufgabe sein. Nicht nur die Museen und knapp 100 private Galerien locken. Gleichzeitig haben die 40. Art Cologne mit 185 Galeristen aus aller Welt (taz berichtete) und parallel die Art Fair auf der anderen Rheinseite mit 71 privaten Kunst-Kojen ihre Tore geöffnet. Inzwischen ist die Art Fair keine Konkurrenz mehr. Sie wurde 2003 kurzerhand von der koelnmesse GmbH aufgekauft. Seitdem findet sich dort ausschließlich aktuelle Kunst aus dem 21. Jahrhundert mit überwiegend junge Künstlern und ihren Galeristen.

Wer lieber auf eine laufende Leinwand schaut, lässt sich in die Kölner Kunsthochschule für Medien shuttlen. Die Studierenden der Talentschmiede zeigen dort experimentelle Videoarbeiten mit dem Schwerpunkt Medienkunst. Grenzgänge zwischen den Genres Installation, Skulptur und Film. Um Mitternacht beginnt „austria_felix rmx“, die lange Nacht der (post)modernen, österreichischen Video-Avantgarde: Im ersten Set geht es um die Vermessung des Raumes. Bilder von Städten wandeln sich in Wüstenhorizonte. Set zwei ist dem Video-Künstler und Kurator Norbert Pfaffenbichler gewidmet. Viele seiner Arbeiten berichten von den Suchtstoffen des Kinos, von Blick und Bewegung, von Material und Montage.

Set drei erfreut dann mit Chillen für Fortgeschrittene: Experimental-Videos in Verbindung mit elektronischen Soundlandschaften - ein hypnotischer Trip in den frühen Morgen. Mancher kulturinteressierte Hamster wird da bereits erschöpft in seiner Holzwolle schlafen. PEL