HAMBURGER SZENE VON ELENA OCHOA
: Tiefdruckgebiete

Kurz überlegte ich, die Tür wieder zu schließen. Sollte ich nicht einfach auf meinem Schreibtisch schlafen?

Es war schon spät, als ich die Tür öffnete. Eigentlich tat ich es, um in den Feierabend zu treten. Doch es war das Tor zur Hölle. Regen, Wind und Kälte empfingen mich. Kurz überlegte ich, die Tür wieder zu schließen. Sollte ich nicht einfach auf meinem Schreibtisch schlafen?

Tapfer spannte ich meinen Regenschirm auf und trat über die Schwelle. Der Weg war ja nicht weit. Bei jedem Schritt jedoch wurde mir die Sinnlosigkeit meines Schirmes bewusster. Es gibt Regen, der von oben kommt – mit dicken, schweren Tropfen. Es gibt Nieselregen, dessen winzige Tropfen sich leise in deine Kleidung nässen. Es gibt Regen, der von der Seite kommt, von vorne, von hinten – wo dem Wind gerade der Sinn nach steht. Dieser Regen kam von unten.

Trotzig hielt ich den Schirm tiefer. Nimm das, du Regen! Mein Sichtfeld war eingeschränkt. Der Wind war nicht mein Freund. Ein nasses, matschiges Blatt stürmte unter meinen Schirm. Die Natur griff mich an. Ich ging schneller.

Nass und durchgefroren öffnete ich die Haustür. Ich schloss den Briefkasten auf und ging vertieft in meine Post die Treppen hoch. Nach der Besteigung hunderter Stufen kam ich an meine Wohnungstür, doch der Schlüssel war weg. Er war nicht, wo er sein sollte, er war woanders: Er steckte noch im Briefkasten, Lichtjahre entfernt. Ich weinte nicht.