Normalfall Rechtsextremismus

NAZIS Amadeu Antonio Kiowa ist seit 20 Jahren tot, die rechte „Kultur“ lebt weiter

20 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des Angolaners Amadeu Antonio Kiowa in Eberswalde hat der Berliner Rechtsextremismus-Experte Bernd Wagner Kommunen vorgeworfen, sich nicht ihrem „Neonazi-Problem“ zu stellen. „Es wird weggedrückt und verniedlicht mit der Ausrede, es schade dem Image, der Wirtschaft, dem Tourismus“, sagte Wagner der Berliner Zeitung. Angesichts von schätzungsweise 150 Toten durch rechte Gewalt seit der Wiedervereinigung forderte er „eine andere Aufmerksamkeitskultur“. Ein Schwarzafrikaner aus Angola könne heute zwar viel sicherer etwa in Brandenburg leben. „Aber ein unbeschadetes Leben ist nicht garantiert.“ Jederzeit könne er noch Opfer von Pöbeleien und Gewalt werden. Mancher Ort in Brandenburg sei ohne rechtsextreme Szene „nicht mehr vorstellbar“, so Wagner. Rechtsextreme Jugendkultur sei zum „Normalbild“ geworden.

Amadeu Antonio Kiowa war eines der ersten Todesopfer rassistischer Gewalt nach dem Mauerfall. Der Vertragsarbeiter war am 25. November 1990 von rund 50 rechten Jugendlichen zusammengeschlagen worden. Er starb zwei Wochen später. An seinen Tod erinnern in Eberswalde mehrere Veranstaltungen. (epd)