Kein Hostel im Hinterhaus

Für Kiez-Hotellerie muss es eine Grenze geben

VON NINA APIN

Billig, cool und garantiert mittendrin. So werben Hostel-Betreiber in Berlin um Party-Touristen. Die finden es prima, einen Steinwurf vom nächsten Club entfernt eine „homebase“ mit Biernachschub, Stereoanlage und Bett zu haben. Der Markt wächst, ein Ende ist nicht abzusehen. Für Tourismusvermarkter ein Traum, für die Bewohner von In-Vierteln ein Alptraum. Aber wer über nächtliche Ruhestörung meckerte, galt bislang als provinzieller Ausbremser des einzigen Berliner Wachstumsmarkts.

Mutiger Vorstoß

Die Bezirkspolitiker von Friedrichshain-Kreuzberg haben als erste den Mut, den Auswüchsen des Hostel-Tourismus entgegenzutreten. Sie verhindern 100-Betten-Häuser in Hinterhöfen und ruhigen Wohnstraßen. Zwar beschränkt sich der Vorstoß auf Neuansiedlungen. Doch angesichts steigender Übernachtungszahlen ist es angebracht, einen Riegel vorzuschieben.

Auch wenn Touristen zu einer Großstadt gehören wie die Kirche zum Dorf: Es gibt eine Grenze, wie viel Billighotellerie ein Kiez aushalten kann. In Teilen von Kreuzberg und Friedrichshain ist diese Grenze längst erreicht. Wer am Wochenende nicht mehr vor die Tür treten kann, ohne von Rollkoffergeschwadern überrannt zu werden, räumt bald das Feld. Langfristig machen ungesteuerte Touristenströme das Lebensgefühl kaputt – das auch die Besucher anzieht.

Andere Bezirke können sich ruhig ein Beispiel am Kreuzberger Vorstoß nehmen. Die Touristen sollen ja nicht wegbleiben – sondern nur nicht alle dort schlafen, wo sie feiern. Und was verbreitet authentischeres Berlin-Feeling als eine BVG-Heimfahrt?