Männer bekommen mehr vom Kuchen ab

Drei Beispiele, warum Männer am Monatsende mehr Geld auf dem Konto haben als ihre Kolleginnen

Beispiel 1: Überstunden

„Männer haben auch deshalb oft ein höheres Gehalt, weil sie mehr Überstunden machen“, erklärt Hermann Gartner vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Ein Beispiel, das einleuchtet: Der Mann hat vielleicht zu Hause eine Ehegattin, die die Kinder versorgt, den Haushalt schmeißt und sich um den Garten kümmert. Da ist es für ihn natürlich ein leichtes, abends auch mal eine Stunde länger zu bleiben.

Seine Kollegin muss sich hingegen immer pünktlich vom Acker machen. Denn bis um vier muss ihr Sohn von der Kita abgeholt werden. An Überstunden braucht sie gar nicht erst zu denken.

Beispiel 2: Beförderung

Ein Beispiel aus einer Wohngruppe für Behinderte. Alle BetreuerInnen haben die gleiche berufliche Qualifikation und sind in etwa gleich alt. Trotzdem ist es wahrscheinlich, das der einzige Mann der neue Teamleiter wird. „Männer werden einfach eher befördert als Frauen“, sagt Arbeitsforscher Gartner. Dafür gäbe es hauptsächlich zwei Gründe: Zum einen hätten Männer weniger Unterbrechungen in ihrer Karriere und damit mehr Berufserfahrung. Schließlich bleiben Sie selten zu hause, wenn ein Baby kommt. Außerdem würden Entscheider immer noch denken, dass Männer in Führungspositionen einfach besser seien.

Beispiel 3: Vertragsverhandlungen

Gerade in den Berufen und Branchen, in denen Gehälter nicht per Tariflohn festgeschrieben sind, schlagen Männer häufig mehr raus - weil sie offensiver verhandeln. „Männer treten im Job erheblich selbstbewusster als Frauen auf. Zum Beispiel prahlen sie im Betrieb eher damit, wenn ihnen was gelungen ist“, erklärt Gartner. „Dadurch schaffen sie dann auch leichter den Aufstieg innerhalb des Unternehmens“, so der Arbeitsforscher.

Ihr starker Auftritt verbessert die Chancen der Männer auch bei Gehaltsverhandlungen. „Männer fordern dabei oft einfach mehr Geld als Frauen“, meint Gabriele Bischoff, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in NRW. Ist eine Stelle zum Beispiel auf 60.000 Euro ausgeschrieben, sei es nicht unwahrscheinlich, das ein Mann erst einmal 80.000 fordere. Am Ende muss er sich dann vermutlich trotzdem mit den 60.000 Euro zufrieden geben. Eine Frau hätte aber vermutlich direkt 60.000 verlangt und würde nach der Verhandlung dann bei nur 50.000 Euro landen.

BENJAMIN WASSEN