Gurlitt in München gestorben

RAUBKUNST Der Kunsthändler-Sohn Cornelius Gurlitt ist am Dienstag mit 81 Jahren in München verstorben. Der spektakuläre Kunstfund von München und Salzburg hatte ihn aus der Anonymität gerissen

Die Vermutung drängt sich auf, dass die Aufregung über die Entdeckung der Kunstsammlung, die er über viele Jahre hinweg höchst geheim in München und in Salzburg gehütet hat, dazu beigetragen hat, das Herzleiden von Cornelius Gurlitt zu verschlimmern und den alten Mann immer hinfälliger werden ließ. Gestern Nachmittag ist er 81-jährig in seiner Münchner Wohnung gestorben, wie sein Sprecher gegenüber der Presseagentur dpa bestätigte.

Die Sammlung hatte sein Vater zusammengetragen, der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt (1895–1956). Er gehörte während des Nationalsozialismus zu dem kleinen Kreis von Kunsthändlern, die im Auftrag des Propagandaministeriums beschlagnahmte Kunst gegen Devisen verkauften. Nach dem Krieg behauptete Hildebrand Gurlitt, die Sammlung sei bei den Bombenangriffen auf Dresden, wo sich seine Wohnung befand, verbrannt.

Dass dem nicht so war, kam im September 2010 heraus. Da fiel Cornelius Gurlitt bei einer Reise von Zürich nach München dem Zoll auf. Im Februar 2012 durchsuchte dann die Staatsanwaltschaft Augsburg seine Münchner Wohung, wobei sie rund 1.400 Bilder beschlagnahmte, darunter Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde.

Zunächst hatte sich Gurlitt geweigert, mögliche unter Naziraubkunstverdacht stehende Werke zurückzugeben. Anfang April sicherte er allerdings der Bundesregierung und dem Freistaat Bayern vertraglich zu, seine Sammlung von Experten untersuchen zu lassen und inkriminierte Werke zurückzugeben. Infolgedessen hob die Staatsanwaltschaft Augsburg die Beschlagnahme auf. Seit Ende 2013 befand sich Gurlitt in amtlicher Betreuung. Mit seinem Tod enden das Betreuungs- wie das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft. WBG