Pleite mit Ansage

Schon Wochen vor der Insolvenz waren dem Konzern die Finanzprobleme seiner Handysparte bekannt

BERLIN taz ■ BenQ hat sehr früh von den Problemen seiner Handy-Tochter BenQ Mobile gewusst. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtete, waren die Zahlungsschwierigkeiten der von Siemens übernommenen Firma bereits sechs Wochen vor Insolvenz bekannt. Aus Sicht der IG Metall ist das ein weiterer Beleg dafür, dass Siemens beim Verkauf seiner Handy-Sparte an BenQ nicht genügend Sorgfalt hat walten lassen. Dieser Vorwurf wird auch damit belegt, dass Siemens sich beim Verkauf 2005 keine Standortgarantien geben ließ.

Die SZ zitiert ein internes Schreiben, in dem der Finanzchef von BenQ Mobile, David Wang, am 16. August feststellte: „Wir haben null Budget mehr.“ Trotzdem habe Ben-Q-Chef Kuen-Yao Lee am 24. August in Taipeh versichert: „BenQ Mobile ist und bleibt eine wichtige Säule unseres Unternehmens.“ Und als einen Monat später Insolvenz angemeldet wurde, gab sich das Management der Handy-Tochter überrascht: „Das ist eine Entscheidung, mit der wir nicht gerechnet haben.“ BenQ Mobile kommentierte den Vorgang bis Redaktionsschluss nicht.

Offiziell konnten die BenQ-Mobilfunker noch Ende August hoffen. Die Konzernspitze kündigte 400 Millionen Dollar Investitionen an. Eine E-Mail des Finanzchefs Wang rückt diese aber in ein schiefes Licht: „In den Nachrichten heißt es, BenQ habe uns 400 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt“, zitiert die SZ. „Das ist nicht wahr.“ BenQ habe bloß die rechtlichen Voraussetzungen für Zahlungen geschaffen.

„Das ist ein Skandal im Skandal“, sagt Jörg Köther, Sprecher der IG Metall. Der Vorgang zeige, dass sich BenQ mit dem Einstieg in den Mobilfunk übernommen habe. Analysten hätten davor bereits im Vorfeld gewarnt. „Siemens muss sich mangelnde Sorgfalt bei der Auswahl der Erwerber vorhalten lassen“, findet Köther. Die Betriebsratsvorsitzende des BenQ-Werks in Kamp-Lintfort, Heike Deppner, setzt noch eins drauf: „Das ist ein Fall für die Staatsanwaltschaft“, sagte sie und kündigte an, „dass wir da gegen Siemens jetzt drastisch vorgehen werden“.

Unterdessen hat der Konzern bestätigt, dass er sich beim Verkauf seiner Handy-Sparte keine Standortgarantien geben ließ. Siemens habe BenQ viel Geld, Patente und Rechte an der Marke Siemens überlassen. „Ein Abschluss weitergehender vertraglicher Vereinbarungen hinsichtlich der Standortsicherung ist bei solchen Betriebsübergängen nicht üblich und entspricht nicht dem allgemeinen Geschäftsgebaren“, teilte Siemens mit. KNÖ, FLO