Rechter Mausklick

Mit einer Online-Demonstration wollen Neonazis eine linke Website lahm legen – neu ist diese Idee nicht

Martialische Aufmärsche und dumpfe Parolen – man kennt die Bilder von demonstrierenden Neonazis nur zu gut. Aber wie sieht es aus, wenn sie virtuell im Internet aufmarschieren?

Am 18. November, dem Tag des rechten „Heldengedenkens“ im brandenburgischen Halbe, rufen Rechtsextremisten unter dem Motto „Den Widerstand ins Netz tragen – Gemeinsam gegen die Totalität staatlicher Unterdrückung“ erstmals zu einer Online-Demonstration auf. Mit einer entsprechenden Software soll durch massenhafte Aufrufe die Webseite der Gegendemonstranten blockiert werden.

Neu ist diese Idee nicht. Als Vorbild dient eine linke Online-Demo von 2001, die sich gegen das Abschiebegeschäft der Lufthansa richtete. Damals wurde deren Homepage für mehrere Stunden lahm gelegt.

Von Antifagruppen wird diese aufgekochte Idee belächelt. „Diese Aktion wird bestimmt kein Erfolg werden und mit Sicherheit nicht Schule machen“, sagt Falko Schuhmann vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum apabiz. Den Organisatoren gehe es vor allem darum, in der Presse erwähnt zu werden.

Auch die Betreiber der betroffenen Website (www.Tag-Der-Demokraten.de) bleiben gelassen. „Unsere Techniker sind auf alles vorbereitet und werden unseren Server zusätzlich schützen“, erklärt Anna Spangenberg, Geschäftsführerin vom Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Sie geht nicht davon aus, dass der Online-Auftritt des Bündnisses am Tag des Aufmarsches ernsthaft gestört wird. Letztlich handele es sich „um einen PR-Gag der Nazis mit symbolischer Aussage“. Dennoch prüfe man rechtliche Schritte gegen die Organisatoren.

Die Idee eines virtuellen Aufmarsches stößt selbst in der rechten Szene nicht ausschließlich auf Gegenliebe. In einem einschlägigen Internetforum erklärt ein User mit dem Namen „Ruhrpottskin“, er habe die angekündigte Netzdemo bereits in seine persönliche Liste „bescheuerter Dinge, die einem im täglichen Leben begegnen“ aufgenommen. JOHANNES RADKE