Wikileaks-Chef wehrt sich

ASSANGE Der von Interpol gesuchte Chef der Internetplattform weist Vorwürfe zurück, dass seine Enthüllungen Informanten oder Dissidenten schaden könnten

BERLIN taz | Wikileaks-Chef Julian Assange hat sich Kritik an seiner Organisation entgegengestellt: Es gebe keinen glaubwürdigen Beleg, dass Wikileaks-Enthüllungen im Internet Dissidenten oder Informanten schaden könnten, erklärte Assange während eines Internet-Livechats beim britischen Guardian.

Am vergangenen Wochenende hatte Wikileaks mehr als 250.000 diplomatischen Depeschen der USA veröffentlicht. Es gerät seitdem immer stärker unter Druck. Die schwedische Justiz erneuerte am Freitag einen internationalen Haftbefehl gegen Assange, gegen den sie wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung ermittelt.

Unterdessen ist die Website der Whistleblower aufgrund massiver Cyberangriffe zeitweise nicht zu erreichen. Die Attacken haben einen US-Internetdienstleister von Wikileaks in der Nacht zum Freitag dazu veranlasst, die Seite vom Netz zu nehmen. Wikileaks schaltete umgehend alternative Internetadressen online, die nach taz-Recherchen auf Computer in Frankreich verweisen. Dort erklärte die französische Regierung, sie habe am Freitag damit begonnen, die Enthüllungsplattform Wikileaks von inländischen Servern zu verbannen. Die Wikileaks-Seite blieb aber erreichbar.

Versuche, Wikileaks „mit dem Vorschlaghammer“ zu zerschlagen, halten Fachleute für aussichtslos. „Die Angreifer können dieses Katz-und-Maus-Spiel nicht gewinnen“, sagte Computerexperte Jörg Schieb gegenüber der taz.

Am Freitag offenbarten neue Erkenntnisse aus den von Wikileaks veröffentlichten Geheimdepeschen weitere Details über das Ausmaß der Korruption unter afghanischen Regierungsmitgliedern und Geschäftsleuten. Aber auch die USA würden demnach von Afghanistanhilfsgeldern der Nato-Staaten erhebliche Summen abzweigen. TA

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