„Hunde in Pullover“

Lesung über ein exotisches Deutschland

■ 40, Kabarettist und Autor. Geboren an der türkischen Schwarzmeerküste, seit 30 Jahren im Land der Mülltrenner und Hundewiesen.

taz: Herr Pamuk, finden Sie Deutschland exotisch?

Kerim Pamuk: Ja, aus einem bestimmten Blickwinkel finde ich es sehr exotisch. Gerade für jemanden der ein anderes Leben kennt, zum Beispiel das im Orient, gibt es sehr viel zu entdecken. Beispielsweise im Café: Da geht es von Chai-Latte über Rhabarber-Schorle mit und ohne Eis zu Café Latte, Latte Macchiato zu Galão.

Und was finden Sie an Hundewiesen so besonders?

Nun zumindest wird sich ja der Orientale sehr wundern, was es für eine Infrastruktur für Hunde hier gibt – über Hundefriseur, Hundefriedhöfe, Futtermittelläden … Im Orient wäre jeder Laden für Haustierbedarf sofort pleite. Gerade jetzt, wenn Sie sehen, wie die Omas ihre Hunde in Pullover packen: Da kann man sich schon drüber wundern.

Davon handelt auch Ihr Buch „Allah verzeiht, der Hausmeister nicht“, aus dem Sie heute Abend lesen.

Genau, das Buch ist natürlich auch für die deutschen Leser gedacht, aber vor allem für den Orientalen, der das exotische Deutschland bereisen will. Sprich: Es ist meine Antwort auf die ganze überflüssige Islam-Integrationsdebatte. Ich dachte, dass es vielleicht nicht schlecht ist, wenn die deutschen Mitbürger sich selbst einmal durch die orientalische Brille sehen und merken was für schrullige Eigenheiten sie haben. Vielleicht hilft es ja, wenn wir gegenseitiges Verständnis haben.INTERVIEW: ELENA OCHOA

Lesung: 19.30 Uhr, Bürgerhaus Wilhelmsburg