Ein Kino, das einfach nicht sterben will

Das Programmkino im Kölner Filmhaus scheint gerettet. Die Vereinsmitglieder organisieren jetzt lieber selbst

Kölns Cineasten atmen auf – zumindest vorläufig: Das Kino im Filmhaus wird nicht, wie angedroht, Ende November geschlossen. Vielmehr wird es im Dezember mit einem „Notprogramm“ weitergeführt, ab Januar werden dann wieder tägliche Vorführungen angestrebt. Dabei soll, so Geschäftsführer Peter Klas, wieder stärker als bisher auf die Kompetenzen der Vereinsmitglieder zurückgegriffen werden.

Aufgabe des Filmhauses, nach eigenen Angaben das mitgliederreichste in Deutschland, ist Vernetzung und Unterstützung unabhängiger Filmproduktionen sowie die Präsentation anspruchsvoller Kinofilme. Außerdem gibt es dort ein fundiertes Aus- und Weiterbildungsangebot. Das finanziert sich zum einen durch Mitgliedsbeiträge, Kursgebühren, Eintrittsgelder und Mieteinnahmen, zum anderen durch Fördergelder des Landes und der Stadt. Die überlässt dem Filmhaus unter anderem die Miete für das Haus, das vor gut zehn Jahren mit Mitteln aus der Städtebauförderung aufwändig saniert wurde. Über die Bedingungen dieser Förderung – und darüber ob das Filmhaus sie akzeptieren kann – gab es zuletzt heftige Diskussionen.

Denn die Förderbestimmungen sehen vor, dass höchstens 20 Prozent des Jahresetats des Filmhauses durch „rentierliche Veranstaltungen“ gedeckt werden dürfen – andernfalls müssen die Fördergelder zurückgezahlt werden. Dieser Anteil werde aber, so Geschäftsführer Peter Klas, fast allein durch die Verpachtung der Gastronomie erreicht. Hinzu kämen die rechtlichen Unklarheiten um den Kinobetrieb. Klas hatte das Kino vor über einem Jahr – mit der Aussicht auf eine zehnjährige Vertragslaufzeit – an den ehemaligen Filmhaus-Mitarbeiter Joachim Kühn und dessen Kompagnon übergeben. Das Filmhaus hatte sich davon eine Verringerung seines Schuldenbergs versprochen – allein der Kinobetrieb war zuletzt mit 30 bis 50.000 Euro jährlich bezuschusst worden. Doch als die Frage, ob dieses „Outsourcing“ des Kinos erlaubt sei, vom Land „reichlich spät“ mit dem Hinweis auf die Förderrichtlinien beantwortet wurde, kündigte Klas die Zusammenarbeit mit Kühn. Man habe sich nicht die inhaltliche Verantwortung aus den Händen nehmen dürfen, so der Filmhaus-Geschäftsführer. „Wenn im Kino etwas gegen die Förderrichtlinien gelaufen wäre, hätte das Filmhaus auf jeden Fall die finanzielle Verantwortung für die Rückzahlung von Fördergeldern gehabt.“

Kinobetreiber Kühn hält die juristische Begründung für vorgeschoben: „Ich habe acht Jahre lang das Filmhaus-Kino betreut“, nie habe es Beanstandungen gegeben. „Da gab es bedenklichere Party-Veranstaltungen“, schiebt er nach. Trotzdem will er keine rechtlichen Schritte einleiten, obwohl „der Vertrag schon unterschriftsreif vorlag“. Der Kinobetreiber, der auch das Programmkino „Filmpalette“ führt, will aber genau beobachten, ob um die Versprechungen auf einen täglichen Kinobetrieb und ein qualitätvolles Programm eingehalten werden. Plattform dafür ist www.koelner-filmhauskoeln-petition.de, wo seit Wochen die Politik des Filmhauses diskutiert wird.

Gesichert ist dessen Zukunft noch nicht. So ging das Haus erstmals leer aus, als die Filmstiftung NRW am Montag 53 Kinos für ihr Jahresprogramm auszeichnete. Begründung: Man könne kein Kino auszeichnen, von dem man nicht wisse, ob es im nächsten Jahr noch existiere. Auch die Filmhaus-Förderung werde zurückgehalten, bis „das Vertrauen in die Kompetenz der Einrichtung“ wiederhergestellt sei, bestätigte Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach. Jürgen Schön