In Hunger und Kälte die Arbeit aufgenommen

Ein besonderer Tag: Heute vor 60 Jahren, am 22. November 1946, wehte zum ersten Mal seit der Kapitulation des Deutschen Reichs wieder die rot-weiße Fahne mit dem Stadtwappen am Hamburger Rathaus. Drinnen, im großen Festsaal, versammelten sich die am 13. Oktober gewählten 110 Bürgerschaftsabgeordneten. Die SPD hatte 83 Mandate errungen, die CDU 26, die FDP bekam sieben und die KPD vier.

Das Ergebnis bestimmte die Vergabe der zwölf Senatsposten. Erster Bürgermeister wurde der frühere Altonaer Oberbürgermeister, der Sozialdemokrat Max Brauer (Foto). Die SPD regierte mit sieben Senatoren – und Hamburgs erster Senatorin, Paula Karpinski. Brauer trat für eine Große Koalition aller Parteien ein, während der SPD-Landesvorsitzende Karl Meitmann für eine Alleinregierung plädiert hatte. In seiner Regierungserklärung forderte Brauer harte Strafen für die, die sich in der Diktatur schuldig gemacht hätten. Hunger, Wohnungsnot und Brennstoffmangel nannte er die drei Elendsquellen, „mit denen wir fertig werden müssen“, und berief sich ausdrücklich auf das SPD-Wahlprogramm. Darin war unter anderem die Notwendigkeit eines „sozialistischen Hamburg“ formuliert worden.

BERNHARD RÖHL

FOTO: ERICH ANDRES/DENKMALSCHUTZAMT