Das Börsenspiel geht weiter

US-Technologiebörse Nasdaq ist bereit, Angebot für Londoner LSE nachzubessern

BERLIN rtr/dpa/AP ■ Das transatlantische Börsenspiel wird immer heißer. Die US-Börse Nasdaq ist bereit, ihr Kaufangebot für den britischen Wettbewerber LSE noch einmal zu verbessern, nachdem sie gestern zum wiederholten Male abgeblitzt ist. Mit dem Zusammenschluss entstünde die mit Abstand größte Börse der Welt – allerdings nur bis zur Fusion der New Yorker NYSE mit der europäischen Mehrländerbörse Euronext.

Nasdaq-Präsidentin Charlotte Crosswell bekräftigte gestern ihren Kampfeswillen. „Es gibt zwei Umstände, die zu einer Änderung des Gebots führen könnten: Die LSE macht einen Vorschlag, oder es gibt ein konkurrierendes Angebot“, sagte sie am Rande einer Konferenz in Dubai.

Die Technologiebörse Nasdaq hatte am Montag zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate ein milliardenschweres Übernahmeangebot für die Londoner Börse LSE vorgelegt. Die Offerte bewertet die LSE mit rund 4 Milliarden Euro. Die LSE hatte das Angebot noch am Nachmittag als zu niedrig bezeichnet und zurückgewiesen.

Die Nasdaq-Offerte spiegele nicht das herausragende Wachstum und die Aussichten der Gruppe auf eigenständiger Basis wider, geschweige denn die einmalige globale Position der Börse, betonte LSE-Chefin Clara Furse. Die meisten Börsenfachleute erwarten, dass die Nasdaq tiefer in die Tasche greifen muss, falls sie bei der LSE zum Zuge kommen will. Die Nasdaq kontrolliert bereits mehr als ein Viertel der LSE-Aktien.

Die Experten erinnerten an die ehrgeizigen Pläne mehrerer internationaler Großbanken, eine eigene europäische Handelsplattform einzurichten. Darüber hinaus müsse sich die LSE die verschärfte Konkurrenz vor Augen halten, falls die NYSE Group, die Betreiberin der weltgrößten New Yorker Börse, den Kauf der europäischen Mehrländerbörse durchziehen sollte. Die NYSE-Chancen bei Euronext haben sich durch den Rückzug der Deutschen Börse stark verbessert. Damit würde die erste transatlantische Riesenbörse mit einem Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro entstehen. Nasdaq und LSE würden gemeinsam 1,1 Milliarden Euro umsetzen.