Elefantenjagd im Pott

Ein privater Investor will ein Schießkino in Dortmund bauen. Der Stadtrat ist deshalb in heller Aufregung

Denkt man an Dortmund, denkt man an Bier. Oder an den BVB. Bisher zumindest. Nun aber soll Dortmund auch noch eine Hochburg für Jäger und Sportschützen werden. Zum Abschuss stehen: Elefanten, Löwen, Rehe und sonstiges Getier. Glauben sie nicht? Ist aber so: Ein privater Investor, bisweilen noch ein Phantom, will im nördlichen Stadtteil Eving ein so genanntes Schießkino errichten – eine Ballerbude, an deren Kopfende naturrealistische Szenen auf die Wand projiziert werden. Wälder sind da zu sehen, Lichtungen, über die Tiere hoppeln. Einige Meter entfernt stehen die Jäger, die Waffe im Anschlag, zielen – und bumm.

Es wäre nicht das erste Schießkino in NRW. Und doch ist der Dortmunder Stadtrat in heller Aufregung. Der Grund: Nicht nur Sportschützen und Jäger sollen in der Anlage üben dürfen, sondern jeder, der Lust und womöglich einen Schuss hat. So habe die Einrichtung „Spielhallencharakter“, sagt ein Stadtsprecher. Die Grünen in der Bezirksvertretung fürchten zudem, solch eine Anlage forciere Gewalt. Um ein „politisches Zeichen gegen die Anlage zu setzen“, hat der Rat die Pläne nun abgelehnt – obwohl keinerlei rechtliche Handhabe gegen das Schießkino existiert. Derartige Übungsstätten sind nicht verboten. Deshalb geht die Sache nun nach Arnsberg, zur Bezirksregierung. Die entscheidet.

Auch wenn das Schießkino schon länger ein Thema in Dortmund ist – der Amoklauf von Emsdetten Anfang der Woche hat die Diskussion nochmals angeheizt. Dortmunds Politiker fürchten nämlich auch, aggressive Jugendliche könnten sich in Eving für ein Massaker ausbilden. Zumal theoretisch nicht nur Elefanten und Rehe auf die Wand projiziert werden können, sondern auch Menschen, wie es bei der Polizei üblich ist, die ebenfalls in Schießkinos trainiert.

Die Kreisjägerschaft Dortmund findet das trotzdem unsinnig: „Wer kriminelles Potenzial in sich trägt, kann auch in den Wald gehen und Schießen üben, wie es auch der Emsdettener Amokläufer gemacht hat“, sagt Udo Reppin. „Außerdem“, fügt der Erste Vorsitzende der Kreisjägerschaft an: „Man kann auch unter Anleitung auf Tontauben oder etwa auf Zielscheiben schießen – darüber hat sich bisher noch niemand beschwert.“ Jedenfalls gebe es Bedarf für ein Schießkino. Allein in Dortmund gebe es 1.500 Jäger, sagt Reppin. Und aus dem Umland würden sicherlich auch welche anreisen. Nach Dortmund. Elefanten erlegen. BORIS R. ROSENKRANZ