„Legitimation für sein Tun“

MAHNWACHE KriegsdienstgegnerInnen protestieren beim Kirchentag der BEK gegen Militärseelsorge

■ 53, ist Künstler, Mitglied in der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen und der Initiative „Militärseelsorge abschaffen“.

taz: Herr Fischer, haben Soldaten keinen Anspruch auf geistlichen Beistand?

Joachim Fischer: Doch, den hat jeder Mensch. Aber es gibt genügend Gemeindepastoren, zu denen die Soldaten gehen können.

Wenn ein Soldat in Afghanistan stationiert ist, wird er möglicherweise Probleme haben, vor Ort einen Pastor zu finden ...

Stimmt, aber die Bundeswehr lässt die Soldaten ja nicht allein: Sie haben immer die Möglichkeit, mit einem Militärpsychologen zu reden. Ich kann mir auch vorstellen, dass ein Militärseelsorger das Gegenteil dessen bewirken könnte, was Jesus gepredigt hat, nämlich Gewaltlosigkeit.

Inwiefern das?

Wenn ein Soldat sieht, dass Bundeswehr und Kirche zusammenarbeiten, kann er das durchaus als Legitimation für sein Tun begreifen. Die Militärseelsorge ist nicht ohne Grund Bestandteil der inneren Führung bei der Bundeswehr.

Welche Alternative zum Militärseelsorger sollte es geben?

Keine – schließlich wird ja niemand dazu gezwungen, Soldat zu werden, erst recht nicht mehr seit der Aufhebung der Wehrpflicht. Ich kenne auch keine andere Berufsgruppe, die bei Auslandsaufenthalten von der Kirche begleitet wird.

Ihrer Gruppe gehören auch Pastoren an – inwiefern beschäftigt sich die Kirche selbst mit dem Thema Militärseelsorge?

Die EKD macht sich immer mal wieder Gedanken und veröffentlicht Friedensschriften, aber den Weg der Kündigung des Vertrages zwischen Kirche und Militär hat sie bisher nicht beschritten.  INTERVIEW: SCHN

8.15 Uhr, Gemeindehaus St. Stephani