Vattenfall will AKW-Betrieb abgeben

ENERGIE Die Pannen-Reaktoren in Krümmel und Brunsbüttel könnten künftig vom Mit-Eigentümer Eon betrieben werden. Atomkraftgegner fordern, die AKWs stillzulegen, statt nur den Betreiber zu wechseln

BERLIN rtr/taz | Nach der Pannenserie der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel erwägt der Stromkonzern Vattenfall die Hauptverantwortung für die beiden Meiler an Eon abzugeben. Auch eine Übernahme der Anteile an den Reaktoren wird nicht ausgeschlossen, teilte ein Vattenfall-Sprecher mit. Dies wäre der Ausstieg von Vattenfall aus der Atomkraft in Deutschland.

Vattenfall und Eon erklärten am Mittwoch, man prüfe derzeit alle Möglichkeiten, die Reaktoren bald wieder ans Netz zu bringen. „Die Überprüfungen haben auch zum Ziel festzustellen, ob Eon die Betriebsführung beider Anlagen übernimmt.“ Ein Vattenfall-Sprecher wollte nicht ausschließen, dass es im Zuge der Gespräche zu Veränderungen der Anteile an den Anlagen kommt. „Wir wissen nicht, was am Ende der Gespräche steht“, sagte er. Krümmel gehört je zur Hälfte Vattenfall und Eon; Brunsbüttel zu einem Drittel Eon und zwei Dritteln Vattenfall. Vattenfall hat derzeit für beide Anlagen die Betriebsführung und damit die Hauptverantwortung.

„Der gleiche Dreck“

Atomkraftgegner sahen sich durch die Ankündigung in ihrer Kritik bestätigt. „Der enorme öffentliche Druck auf die Atomkonzerne zeigt Wirkung“, sagte Jochen Stay von der Initiative Ausgestrahlt. „Nach etlichen gefährlichen Pannen gibt der Vattenfall-Konzern endlich zu, dass er nicht in der Lage ist, die AKW Krümmel und Brunsbüttel zu betreiben.“ Ein Betreiberwechsel löse die Sicherheitsprobleme aber nicht, so Stay. „Auch wenn auf den AKW künftig Eon steht, drin bleibt der gleiche Dreck.

Auch die Grünen forderten, dass Krümmel und Brunsbüttel nicht wieder ans Netz gehen. „Der Schlendrian der Vergangenheit steckt zu tief in den Anlagen“, sagte Bärbel Höhn. SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber erklärte, der Rückzug von Vattenfall zeige, dass die Atompolitik der Bundesregierung gescheitert sei.

Die Meiler Krümmel und Brunsbüttel sind nach einer Reihe von Zwischenfällen seit 2007 praktisch komplett vom Netz. Vattenfall hatte angekündigt, beide Kraftwerke 2011 wieder in Betrieb nehmen zu wollen. Die gesetzlichen Neuregelungen zur Laufzeitverlängerung sehen vor, dass Brunsbüttel acht Jahre länger laufen darf und Krümmel sogar zwölf Jahre. Allerdings müssen die Konzerne eine neue Kernbrennstoffsteuer in Milliardenhöhe an den Bund abführen und möglicherweise in zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen investieren. MKR