Dieter Ammer, Tchibo-Chef
: Der Unterhosenverkäufer

Dieter Ammer macht Kaffee-Pause: Der Tchibo-Chef soll seinen Posten räumen. Angeblich will ihn der Großaktionär des Hamburger Unternehmens, Michael Herz, nicht mehr sehen. Offiziell äußerte sich Tchibo gestern zwar nicht. Doch Ammer hat sich verkramt.

Der 56-jährige Manager machte das Geschäft mit der Bohne zur Nebensache. Er überraschte die Deutschen stattdessen Woche für Woche mit Kochtöpfen, Pyjamas und Tischdecken. Und er rühmt sich, die Marke weltweit bekannt gemacht zu haben. So erzählt Ammer schon mal, wie er 70 Bankern in einem Vortrag das Tchibo-Konzept erläutern wollte. „Hören Sie auf“, habe ein Zuhörer gerufen – „wir haben doch Ihre Unterhosen an.“ Seine Geschäftsidee kam an, offenbar zu gut.

Denn Ammers Unternehmergeist wurde mehrfach kopiert: Mittlerweile gibt es Gebrauchsartikel in jedem Supermarkt und Discounter. Der Kaffeeröster bleibt auf seinem Zeug sitzen. Dem Herrscher über 1.300 Tchibo-Läden in Westeuropa fällt jedoch nichts Neues ein. Derweil erobert die US-Kette Starbucks mit Coffe-to-go-Buden die Städte – und macht Ammers Läden zu schaffen.

Dabei galt der Tchibo-Chef, in Bremen geboren, immer als Macher. Er hat schon bei einem Büchsenmacher in Namibia Gewehre verkauft. Er hat für Arthur Andersen in Hamburg und Teheran gearbeitet. Er war Chef der Zucker AG in Uelzen und der Bremer Brauerei Beck. Der Verkauf der Traditionsbrauerei an die belgische Interbrew für 1,8 Milliarden Euro geht auf sein Konto. Vor drei Jahren erst wechselte er zu Tchibo. Dort verantwortet er auch die Strategie des Nivea-Herstellers Beiersdorf. Tchibo ist an ihm mehrheitlich beteiligt.

Ammer hat die Aufgabe als Manager oft so beschrieben: Er wolle seine 13.000 Tchibo-Mitarbeiter „stören“, sonst bestehe die „Gefahr der Verfettung, der Ineffizienz und der Gewöhnung an eingefahrene Vorgehensweisen“. Die „Freude am Wandeln“ sei ihm wichtig. „Wandeln“ muss er sich nun selbst. Anders als die Mitarbeiter bekommt er dafür extra Geld. Tchibo wird eine Abfindung zahlen müssen: Ammers Vertrag sollte eigentlich bis 2008 laufen. HANNA GERSMANN