Die 100 Prozent im Blick

ENERGIE Schleswig-Holstein könnte seinen Verbrauch vollständig mit Ökostrom decken – und das schon schon in diesem Jahr

Schleswig-Holstein kann in diesem Jahr voraussichtlich erstmals seinen gesamten Strombedarf mit erneuerbaren Energien decken. „Wenn das Windjahr mindestens durchschnittlich wird, können wir mit den 2014 installierten Anlagen die 100-Prozent-Marke erreichen“, sagte Energieminister Robert Habeck (Grüne) gestern bei der Vorstellung einer Studie zum Energiepotenzial des Landes. Im vergangenen Jahr lag der Ökostromanteil am rechnerischen Bruttoverbrauch von rund 15.000 Gigawattstunden bei 90 Prozent.

Bis 2025 wird mit einer installierten Gesamtleistung an Energie aus Sonne, Wind und nachwachsenden Rohstoffen von mehr als 16 Gigawatt gerechnet. Im Jahr 2012 lag die Gesamtleistung der Anlagen noch bei 5,3 Gigawatt.

Als Folge der geplanten Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) muss das Land eines seiner ursprünglichen Ziele relativieren: Ab dem kommenden Jahr fallen die erwarteten jährlichen Steigerungsraten beim Bau neuer Windräder geringer aus. Dafür gewinnt dann der Austausch alter Anlagen gegen leistungsfähigere neue Räder, das sogenannte Repowering, an Bedeutung. Das Ziel der Kieler Landesregierung, das Dreifache des Bruttostromverbrauchs im Land durch Ökostrom zu decken, wird voraussichtlich erst 2025 erreicht.

Laut der gestern präsentierten Studie werden die guten Windenergie-Standorte zwischen Nord- und Ostsee in zehn Jahren weitgehend belegt sein. Bis 2025 wird mit einer Windenergie-Leistung von rund 10,5 Gigawatt gerechnet. Die Studie geht von einem dann immer noch ungenutzten Potenzial von rund 1,3 Gigawatt aus, knapp die Hälfte davon in Nordfriesland.

Offshore sollen bis 2025 Windräder mit einer Gesamtleistung von 2,6 Gigawatt entstehen. „Bei Biogasanlagen rechnen wir dagegen nicht mehr mit einem weiteren Zubau“, sagte Habeck. Derzeit sind Anlagen mit einer Leistung von mehr als 300 Megawatt installiert. Steigerungspotenzial gibt es noch im Bereich Photovoltaik: Das Ministerium erwartet eine Leistungsverdopplung gegenüber dem Stand von 2012 auf 2,5 bis 2,9 Gigawatt.  (dpa/taz)