Treberhilfe hat wieder einen Neuen

SOZIALSKANDAL Gideon Joffe, ehemals Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, wird neuer Geschäftsführer

„Ich bin kein Autofetischist“

DR. GIDEON JOFFE, NEUER GESCHÄFTSFÜHRER DER TREBERHILFE

„Ich bin kein Autofetischist“, erklärte Gideon Joffe, neuer Chef der Treberhilfe, am Freitag. Sein Dienstwagen werde kein Maserati, sondern „ein deutsches Auto im üblichen Rahmen“ sein.

Die zweite große Neuigkeit, die die Treberhilfe bei der Vorstellung ihres neuen Geschäftsführers verkündete: Das Sozialgericht hat am Donnerstag die Einstellung der Zuwendungen an die Treberhilfe durch das Land Berlin für rechtswidrig erklärt. Begründung: Das Land behaupte zwar Zweifel an der Zuverlässigkeit des Unternehmens, könne diese aber nicht gerichtsfest belegen. Die fachliche Qualität der Leistungen der Treberhilfe bestreite nicht einmal Sozialsenatorin Carola Bluhm, die den Zuwendungsstopp betrieb, so Treuhänder Michael Schultz. Damit muss das Land sich neu mit dem Förderantrag des Sozialunternehmens befassen. Es handelt sich bei dem Streit um Gelder für die Straßensozialarbeit sowie Sozialarbeit an Bahnhöfen in Höhe von etwa 700.000 Euro.

Die Treberhilfe war durch das undurchsichtige Geschäftsgebaren sowie den Maserati-Dienstwagen ihres früheren Chefs und Nochmitinhabers Harald Ehlert ins Zwielicht geraten. Seit Ehlerts Rücktritt im März ist Joffe der sechste Geschäftsführer des Unternehmens.

Seine Erfahrungen mit „Institutionen in Krisen“ qualifizierten ihn für den Job, so Joffe. Er war zuvor bei der krisengeschüttelten Jüdischen Gemeinde und bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die kürzlich Insolvenz anmeldete. Er habe der Treberhilfe seine Unterstützung seit längerem angeboten, so Joffe bei der Pressekonferenz, und sich „dann in regelmäßigen Abständen bei den entscheidenden Personen in Erinnerung gerufen“. Warum der letzte Geschäftsführer Frank Biskup, dessen Vertrag zum Jahreswechsel enden sollte, seinen Job nun bereits zwei Wochen früher aufgibt, wusste Joffe nicht. Sicher sei er aber, dass sein Arbeitsverhältnis bei dem Unternehmen länger dauern werde: Als erster Geschäftsführer habe er einen unbefristeten Vertrag.

Dass sich Ehlert erst kürzlich zurückmeldete und in die Angelegenheiten der Treberhilfe einmischte, stört Joffe nicht: Ehlert engagiere sich eben „wie viele Unternehmer in dieser Republik für sein Unternehmen. Und ich habe kein Problem damit, dass er das weiterhin tut.“ AWI