Monopol für Dealer

Köln und Bonn müssen ihre Modellprojekte zur kontrollierten Abgabe beenden – trotz bester Ergebnisse bei Schwerstabhängigen. Nur eine Initiative der Länder könnte eine Perspektive bieten

VON KATHARINA HEIMEIER

Die Städte Köln und Bonn sehen sich gezwungen, ihre Modellprojekte zur kontrollierten Abgabe von Heroin an Abhängige einzustellen. Nach dem Scheitern eines Gesetzesvorhabens auf Bundesebene bestehe keine rechtliche Grundlage mehr, sagt Monika Frömbgen, Sprecherin der Stadt Bonn. Während das Bonner Projekt Ende diesen Jahres auslaufen wird, rechnen die Verantwortlichen in Köln mit einer Weiterversorgung bis Ende Juni 2007.

Die Unionsfraktion im Bundestag hatte sich Mitte der Woche gegen die Fortführung der Modellversuche in sieben Großstädten und damit gegen eine Zulassung von synthetisch hergestelltem Heroin als Arzneimittel ausgesprochen – und sich damit gegen die SPD durchgesetzt (taz berichtete). Nur bei Menschen, die bereits in einem Modellversuch sind, soll die Behandlung zu Ende geführt werden. In NRW sind 76 Menschen betroffen.

Ihre einzige Perspektive zur Weiterführung des Projektes könnte eine Bundesratsinitiative aus einer Arbeitsgruppe der Länder sein. „Ich habe die Hoffnung, dass es im nächsten halben Jahr einen Gesetzentwurf der Bundesländer geben wird – aber ehrlicherweise muss ich sagen, dass sie nur gering ist“, so Marlis Bredehorst, Gesundheitsdezernentin der Stadt Köln. Das NRW-Gesundheitsministerium wollte zur Positionierung des Landes in der Arbeitsgruppe keine Stellung abgeben. Sozialdezernentin Bredehorst erwartet wenig vom Land. „Ich glaube nicht, dass NRW sich an die Spitze stellen wird.“

Auch Barbara Steffens, Drogen-Expertin der Grünen Landtagsfraktion, rechnet nicht mit einem Vorstoß von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Das ist nicht der Typ, der den Schneid dafür hat.“ Abgesehen davon gebe es vermutlich ohnehin keine politische Mehrheit. Dabei seien die NRW-Ergebnisse in dem Modellversuch hervorragend gewesen.

„Allen Beteiligten geht es besser als noch zum Startzeitpunkt – gesundheitlich, körperlich und vom sozialen Status“, bestätigt Frömbgen von der Stadt Bonn. Während sich bei den mit Heroin Behandelten der Gesundheitszustand und Drogenkonsum in mehr als 60 Prozent der Fälle deutlich besserte, betrug diese Quote bei einer mit Methadon behandelten Vergleichsgruppe nur knapp 40 Prozent – so lauteten die Mitte des Jahres vorgelegte Ergebnisse der Bonner Studie.

In Bonn werden die Abhängigen in einer Heroin-Ambulanz behandelt, die an die Medizinische Poliklinik angebunden ist. „Dort gab es keine Szenebildung wie vorher befürchtet“, sagt Frömbgen. Die Sicherheitsvorkehrungen seien hoch gewesen – das Heroin wurde in einem Panzerschrank aufbewahrt und lediglich an einer Art Bankschalter ausgegeben. Für die 36 Patienten allein in Bonn beginnt jetzt die Suche nach Alternativen. Sie könnten beispielsweise in ein Methadon-Programm aufgenommen werden. „Aber eine echte Alternative gibt es in der Form nicht“, sagt Frömbgen.

Auch die Kölner wollen die Teilnehmer „nicht hängen lassen“, wie Sozialdezernentin Bredehorst sagt. Köln werde deshalb eine Sonderzulassung für die Heroin-Abgabe bis Mitte nächsten Jahres beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte beantragen.

Außerdem habe die Stadt finanziell vorgesorgt. Nach einem Beschluss des Rates der Stadt stehen 960.000 Euro bis Ende des Jahres 2007 zur Verfügung. Dennoch bleibt Bredehorst skeptisch: „Wir müssen uns darauf einstellen, das Projekt abzuwickeln.“ Dabei gebe es eine kleine Gruppe von Schwerstabhängigen, der eine andere Therapie nichts bringe.