NEBENSACHEN AUS QUITO VON RALF LEONHARDIM NAMEN VON LIEBE UND MENSCHENRECHTEN
: Erste Homo-Hochzeit

Es war eine symbolschwangere Zeremonie: Am vergangenen 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, traten Hugo Vera, 23, und Joey Hateley, 35, vor das Standesamt von Iñaquito im wohlhabenden Norden der ecuadorianischen Hauptstadt. Der Stadtrat und Vorsitzende des städtischen Gender-Ausschusses Norman Wray erklärte das Paar offiziell zu Mann und Frau. So sieht es das Gesetz vor. Allerdings, so Wray zum frisch getrauten Paar, sozial und kulturell handle es sich um eine homosexuelle Verbindung: „Das zu verleugnen wäre ein Verstoß gegen eure Menschenrechte“.

Homo-Ehen sind in der ecuadorianischen Gesetzgebung nicht vorgesehen. Ein Versuch, die Rechte von Homosexuellen in der Verfassung von 2008 zu verankern, scheiterte am vehementen Widerstand von Katholischer Kirche und konservativen Parteien. Aber der britische Staatsbürger Hateley, künstlerischer Direktor der TransAction Theatre Company, wurde als Frau geboren und ist biologisch auch noch eine solche. Eine operative Geschlechtsumwandlung will er/sie erst vornehmen lassen, wenn aus der Ehe ein Kind hervorgegangen ist.

Hateley und der ecuadorianische Gay-Aktivist Vera hatten sich vor 18 Monaten bei einer Tournee des TransAction Theaters kennengelernt. Dieses Aktionstheater versucht Vorurteile gegen sexuelle Minderheiten abzubauen. Obwohl die Gesellschaft in dem Andenstaat solchen Dingen mehrheitlich verklemmt gegenübersteht, hat sich in den letzten 15 Jahren eine aktive Bewegung entwickelt.

Bürokratiehindernisse musste vor allem Hateley überwinden. Vor der Heirat musste er eine durch Fotos und Zeugenaussagen untermauerte eidesstattliche Erklärung vor der Queen abgeben, dass es sich um keine Zweckehe, sondern um eine Liebesheirat handle. Für Hugo Vera ist sie mehr als das: „Es geht nicht nur um Liebe, sondern auch um eine Demonstration für das Recht auf Gender-Identität.“

Für die Homosexuellen- und Transgenderszene Ecuadors ist das Ereignis ein Meilenstein. Ana Almeida vom Proyecto Transgenero sprach von einer „einzigartigen Trauung“, die gleichzeitig die erste Schwulen- und Transgender-Ehe besiegelt habe, ermöglicht durch eine Verfassung, die keine klare Definition von Mann und Frau festlegt.

Noch bis vor zwölf Jahren war homosexueller Verkehr in Ecuador strafbar. Die Polizei ging gegen die Transvestitenszene und bekennende Homosexuelle oft brutal vor. Erst mit der Verfassung von 1998 wurde die Diskriminierung abgeschafft. Eine weitere Liberalisierung durch die neue Verfassung scheiterte zwar, doch der Stadtrat von Quito erklärte 2007 jede Diskriminierung auf Grund von sexueller Orientierung zu einer Menschenrechtsverletzung.