Schock und Trauer

ISRAEL Regierung warnt vor wachsendem Antisemitismus in Europa

JERUSALEM taz | Die Schüsse im Jüdischen Museum in Brüssel sind in den Augen von Israels Außenminister Avigdor Lieberman nichts anderes als Terror: Die Tat, bei der „unschuldige Menschen getötet wurden, ist das Ergebnis von antiisraelischer und antisemitischer Hetze“, meinte Lieberman. Dazu gehöre der Aufruf, Israel und israelische Produkte zu boykottieren.

Auch Regierungschef Benjamin Netanjahu gab sich besorgt angesichts „des wachsenden Antisemismus in Europa“. Es dürfe „keine Toleranz für Antisemitismus gegenüber Juden und ihrem Staat geben“, meinte er. Bei zwei der Todesopfer handelt es sich um ein Ehepaar aus Tel Aviv.

In Israel weckt der tödliche Angriff auf eine jüdische Einrichtung umgehend Assoziationen zu dem Schüssen vor einer jüdischen Schule in Toulouse Anfang 2012. Hinter dem Überfall, bei dem vier Menschen zu Tode kamen, stand damals ein muslimischer Extremist.

Netanjahu: Kampf gegen Terror geht weiter

Netanjahu sprach dabei auch von Doppelmoral: „Einige Elemente in Europa“ messen seiner Ansicht nach mit „zweierlei Maß“, wenn sie „eilfertig jeden Bau einer neuen Wohnung in Jerusalem verurteilen, es aber nicht so eilig haben, den Mord an Juden zu verurteilen“. Der Premierminister protestierte gegen diese „Heuchelei“ und kündigte an, „weiter gegen Terror zu kämpfen und unseren Staat aufzubauen und zu sichern“. Seinem belgischen Amtskollegen Elia Di Rupo dankte er für dessen Solidarität. Di Rupo sei „der einzige“ europäische Regierungschef gewesen, der ihn nach dem Attentat angerufen habe.

Staatspräsident Schimon Peres wiederum brachte der jüdischen Gemeinde in Belgien sein Mitgefühl zum Ausdruck: „Wir teilen den Schock und die tiefe Trauer“, erklärte Peres in einem Telefonat mit Maurice Sosnowski, einem Vertreter der belgischen Juden.

Peres appellierte an die politischen Führungen in Europa, jede Form von Antisemitismus zu bekämpfen. „Wir dürfen nicht zögern“, meinte er. Die europäischen Führungen sollten vorangehen „im Kampf gegen den Antisemitismus, der überall auf dem Kontinent wieder sein Haupt erhebt“.SUSANNE KNAUL