CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Och, Henning, bitte, bitte

Nimmt das denn kein Ende? Immer wenn man denkt, die ARD sei nun ausreichend mit Krimis nach, von und angeregt durch Henning Mankell versorgt, finden die Verantwortlichen noch einen Winkel im Programm, in dem sie ein weiteres Ideechen des schwedischen Bestsellerautors versenken können. Nun hat es den Kieler „Tatort“ erwischt, dessen Kommissardarsteller Axel Milberg bekennender Mankell-Fan ist und den Schriftsteller schon ewig für die Reihe gewinnen will.

Schließlich hat sich der Hofierte herabgelassen und knappe Exposés für zwei Episoden verfasst – dessen erstes nun von Autor Daniel Nocke und Regisseurin Claudia Garde zu einer richtigen Story entwickelt werden musste. Nocke ist der große Dialogschleifer des deutschen Fernsehens, Garde eine feinfühlige Psychothrillerkomponistin – hier aber waren die beiden nun verpflichtet, die Vorlage so auszuformulieren, dass ein echter Mankell herauskommt. Oder was sich die Leute darunter vorstellen.

Vielleicht tatsächlich dies: Es trifft sich eine dekadente Jagdgesellschaft, die sich einen Bären hält, um ihn später mit Armbrüsten zu jagen. Vorher aber wird eine Leiche gefunden, der verblichene Anführer der Jagdhorn-Yuppies, unter die sich bald Kommissar Borowski mischt, doch was die Truppe zusammenhält, was sie antreibt, bleibt diffus.

Wenig glaubhaft auch, dass Korrektheitswächter Borowski tagelang den armen geschmuggelten Bären bei den Tierquälern lässt, statt ihn den Behörden zu übergeben. Und wer sich dann noch wundert, dass hier Polizeipsychologin Frieda Jung gerade erst ihren Abschied genommen hat, obwohl sie in der Folge zuvor schon längst weg war – es gab halt Terminhickhack wegen des Starautors. Im Anschluss gibt es übrigens noch einen Krimi – aus der Reihe „Kommissar Wallander“. Nach der Vorlage von, klar, Henning Mankell.

Kiel-„Tatort“: „Borowski und der vierte Mann“; Sonntag, 20.15 Uhr, ARD