DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Zwei Männer im Vaterglück

Was sagt uns das? Elton John und sein Partner sind Eltern geworden. Nun wird debattiert: Dürfen die das – als Schwule, als Alte?

Der Säugling namens Zachary Jackson Levon Purnish-John weiß noch nichts davon, dass er mit einer besonderen Hypothek ausgetragen wurde: durch eine Leihmutter nämlich. Und weil die entgegennehmenden Eltern so prominent sind, hat die Welt auch von dieser neuen Familie erfahren. Die beiden Papas nämlich heißen David Furnish und Elton John, der eine 48, der andere 62 Jahre alt.

Weil diese Verhältnisse nicht dem klassischen Bild von Zeugung, Schwangerschaft und Elternstatus entsprechen, hat diese Geschichte nun mit Hilfe des Glamourfaktors über die Person Elton Johns Furore gemacht.

In Internetforen wird die Elternschaft nun intensiv debattiert. Stören sich die einen an der Vorstellung, dass zwei Männer Eltern sein wollen, haken die anderen in puncto Alter nach: Darf ein Mann, der längst in die Rolle des Großvaters gewachsen wäre, noch Vater sein?

Die Kritik am spezifisch homosexuellen Aspekt findet in den nichtchristlichen Foren kaum Zustimmung: Ja, schwule Paare dürfen auch Eltern sein, denn davon abgesehen, dass bei Homosexuellen Nachwuchs stets Wunschkinder verkörperten, sei, mit Hinweis auf eine Studie der Universität Bamberg, erwiesen, dass schwule oder lesbische Eltern die Rollen von Mama & Papa einzunehmen vermögen – glaubhaft. Auf ebenso wenig Sympathie stößt der Hinweis, demzufolge Homosexualität gegen die Natur sei.

Am heftigsten aber tobt der Diskussionssturm in Sachen Leihmutterschaft – die in Deutschland verboten ist. John und Furnish sind in die USA gegangen, weil sie dort legal ist. Die deutsche Rechtslage fußt auf dem Glauben, dass eine Leihmutter zu einer Art Kaufhaus werde, würde sie ein Kind nur austragen. Das Argument der Leihmutterschaftsgegner, die kindsaustragende Person werde mit Geld erpresst, zieht nur halb, weil bei jeder Dienstleistung ein Moment der Nötigung im Spiel sein kann – es aber im Sinne des Kindeswohls hauptsächlich darauf ankommt, dass das Geborene in guten, pflegenden, behütenden Verhältnissen aufwachsen kann. Im Hinblick auf die Furnish-Johns muss das angenommen werden. In der deutschen Rechtsdiskussion zu diesem Thema ist die Heiligkeit der Mutterschaft und ihrer nachgeburtlichen Stetigkeit ein ideelles Unterfutter – in den USA, in Israel und den Niederlanden wird dieser Punkt anders gesehen.

Anders formuliert: Wissen die Beteiligten – die britischen Eltern sowie die Leihmutter –, was sie tun, kann es nur okay sein.

Zu erwarten ist nun, dass Elton John mit einer Kollektion neu komponierter Kinderlieder auf Tournee geht, nächstes Jahr schon. Der Vorverkauf hat längst begonnen. JAN FEDDERSEN