Die bürgerliche Königin

Als vor gut zehn Jahren Spaniens Thronfolger Felipe seiner großen Liebe, Letizia Ortiz, das Jawort gab, versprachen sich viele Menschen frischen Wind für die Monarchie. Eine Bürgerliche an der Seite des jungen Prinzen, das ließ einen neuen Stil im Königshaus erhoffen. Doch weit gefehlt. Heute ist die ehemalige Reporterin noch unbeliebter als der abgedankte König Juan Carlos.

Den Königstreuen gilt sie als unwürdig. Tochter eines Journalisten und einer Krankenschwester, standesamtlich verheiratet und dann geschieden, eine Abtreibung: Dass so eine Person die altehrwürdige Institution der Bourbonen vertreten soll, passt ihnen nicht. Doch auch diejenigen, die gerade deswegen auf eine Modernisierung hofften, wurden enttäuscht. Die kommende Königin gilt als arrogant und unnahbar. Soziales Engagement ist ihr fremd. Die Presse beschreibt den Wandel einer Frau, die mit beiden Beinen erfolgreich im Berufsleben stand, zu einer Monarchin alten Stils.

Die Herzpresse verfolgt jeden Schritt Letizias. Ihre offensichtliche Magersucht wird ebenso zum Thema gemacht wie die angeblichen Schönheitsoperationen an ihrer Nase. Sobald Felipe alleine reist, werden Spekulationen darüber laut, ob die Beziehung in der Krise steckt. Auch die Geburt der beiden Töchter hat an der Berichterstattung nur wenig geändert. Spaniens Monarchie ist längst nicht mehr unantastbar. Letizia bekommt dies mehr zu spüren als jedes andere Mitglied des Königshauses.

Auch wenn es anders aussehen mag: Die bürgerliche Letizia hat ihrem Felipe wohl tatsächlich einen realistischeren Blick auf die soziale Realität Spaniens nahegebracht. Doch „zur Institution hat sie nichts beigetragen, man könnte sogar sagen, dass ihr Beitrag negativ war“, resümiert Jaime Peñafiel, der bekannteste Journalist Spaniens in Sachen Monarchie. REINER WANDLER