Obermann baut Vorstand um

Der neue Chef der Telekom holt sich Vertraute, um den Konzern aus der Krise zu führen

BERLIN taz ■ „Trotz steigendem Preisdruck müssen wir dringend besseren Service liefern.“ Die mahnenden Worte richtete der neue Telekom-Chef René Obermann letzte Woche an seine Mitarbeiter. Gestern ließ er Taten folgen: Er besetzte den Telekom-Vorstand um. Der Aufsichtsrat folgte Obermann und segnete das neue Management-Team ab.

Zwei der insgesamt sechs Vorstandsposten besetzte der ehemalige T-Mobile Chef Obermann mit alten Gefolgsleuten: Hamid Akhavan wird neuer Vorstandschef der Handysparte T-Mobile. Der gebürtige Iraner war bisher konzernweit Technikchef. Auch die darbende Festnetzsparte T-COM bekommt mit Timotheus Höttgens einen neuen Chef. Er leitete bisher den Vertrieb von T-Mobile in Westeuropa und soll den Kundenschwund im Festnetzgeschäft stoppen. Höttgens folgt dem glücklosen Walter Raizner, unter dessen Führung die Telekom allein in diesem Jahr bisher 1,5 Millionen Festnetzkunden an Konkurrenten verloren hat. Wer Nachfolger des auf eigenen Wunsch zum Jahresende ausscheidenden Personalvorstands Heinz Klinkhammer wird, war bis zum Redaktionsschluss noch offen. Im Rennen lagen die frühere Personalchefin von T-Systems Regine Büttner und Dietmar Welslau, der bisherige Leiter der Telekom Auffanggesellschaft Vivento. Im Amt bleiben Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick und Geschäftskunden-Vorstand Lothar Pauly.

Mit dem neuen Team will Obermann die Strategie des Konzerns neu ausrichten. Radikale Änderungen erwarten Beobachter jedoch nicht: An der Aufteilung in die Sparten Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden will Obermann festhalten. Allerdings soll jeder Spartenchef künftig konzernübergreifende Aufgaben übernehmen und so stärker die Interessen des Gesamtkonzerns im Blick haben.

René Obermann steht jedoch vor den Problemen, an denen Kai-Uwe Ricke und Ron Sommer scheiterten: dem siechenden Aktienkurs. Gestern notierte die Aktie mit 13,22 Euro unter ihrem Ausgabepreis von 14,57 Euro beim Börsengang vor zehn Jahren. Analysten bezweifeln, ob Obermann den Aktienkurs nachhaltig steigern kann. „Auf ihrem Heimatmarkt kann die Telekom nichts mehr reißen“, sagte Telekom-Analyst Theo Kitz vom Münchner Bankhaus Merck Finck der taz. „Die Telekom braucht einen Chef, der nicht nur nach innen blickt, sondern dem Konzern neue internationale Ertragsquellen erschließt.“ Aus Anlegersicht seien Akquisitionen in Ländern wie etwa Brasilien oder Russland wünschenswert, denen gute Wachstumsaussichten bescheinigt werden. Ob Obermann als Vertrauter des geschassten Telekom-Chefs Kai-Uwe Ricke dafür die Idealbesetzung ist, bezweifelt Kitz: „Wer seit zehn Jahren Verantwortung bei der Telekom trägt, hat die Sachzwänge verinnerlicht.“ TARIK AHMIA