ES IST WIEDER EIN GROSSKREUTZ MIT DEM DEUTSCHEN FUSSBALL
: Probleme mit dem Rabenschnabelfortsatz

Die rätselhafte Welt des Sports

ACHIM BOGDAHN

Es ist fußballlose Zeit, Fußball-Advent, das Warten auf die WM. Nur hier und da ein Transfergeplänkel, in Italien hat ein Schiri einen Verein gekauft (AS Bari), normalerweise ist es ja immer umgekehrt in Italien. Der Hamburger SV hat seine Profiabteilung einfach aus dem Verein ausgegliedert, klar, wer hätte nicht diese furchtbare Gurkentruppe rausgeschmissen, gut gemacht!

Newcastle denkt über Neuzugänge nach, Motto: Lasogga dir einen. Beim AS Monaco hat sich der Präsident, ein russischer Oligarch, scheiden lassen und muss seiner Frau nun 3,3 Milliarden (!) Euro bezahlen, angeblich hat sie schon mehrere Heiratsanträge von HSV-Funktionären bekommen. Und es gibt jetzt ein offizielles „FIFA WORLD CUP Brasil“-Parfum. Es heißt „Passion“ und sein Geruch wird mit „holzig, maritim, würzig, grün (?!), sportlich“ charakterisiert. Eigentlich würde man als Geruchsnote eines Fifa-Parfums unter der Amtszeit von Sepp Blatter eher „modrig, verwesend, käsig, korrupt“ erwarten. Erdacht wurde dieses Parfum übrigens von einer Duftfirma, die schon für andere Auftraggeber „dufte Düfte“ komponieren durfte wie für „die Raiffeisenbank, Wonderbra oder Das Örtliche Telefonbuch“ (Geruchsnote: mutmaßlich Druckerschwärze, holzig-papieren, old-fashioned“.)

Ansonsten ist es wieder mal ein Kreuz beziehungsweise Großkreutz mit dem deutschen Fußball. Wie immer, wenn eine WM vor der Tür steht, humpeln plötzlich alle, haben Probleme mit dem Rabenschnabelfortsatz des rechten hinteren Schultereckgelenkschleimbeutelkapselfortsatzes wie Manuel Neuer. Und dann kam auch noch Kevin Großkreutz (Dortmund) daher und beichtete, wie er nach dem verlorenen Pokalfinale in der Lobby seines Berliner Hotels besoffen gegen eine Säule uriniert hatte (immerhin, das muss man ihm zugutehalten, er tat es in der Vereinsfarbe). Schwäbische Beobachter der Tat schmähten ihn angeblich als „Säule“.

Anschließend der Mercedes-Unfall bei der PR-Raserei (in der Vergangenheit brach sich schon mal der Frankfurter U21-Torwart Trapp bei einem Werbedreh für Mercedes die Hand). Das Spiel gegen Kamerun war auch kein Homerun, sondern eher ein mittleres Desaster. Und das für den DFB neu gebaute Feriencamp in Brasilien ist vom Baufortschritt nur unwesentlich weiter als der Berliner Großflughafen, was Organisator Bierhoff schon wieder zu seinen Gunsten auslegte: „Das Improvisieren gehört in Brasilien einfach dazu“. Kurzum: Die Stimmung ist echt mies. Alle erwarten Klose mit Rollator, und dass uns Klinsmann mit den USA „durch die Wand knallt“. Deswegen kommt der Trost aus der Lyrik:

Schweinsteiger kann schon wieder Treppen steigen,

Khedira kann super seine Narben zeigen

Reus ist top (auf der Playstation vier),

doch halt – das ist eigentlich ja Draxlers Revier

Neuer hat Schulter, Klose hat Rücken,

fällt etwas runter, muss Hummels sich bücken

Özil kann dösen und Stehgeige geigen,

Podolskis Kölsch ist mehr als eigen

Großkreutz hat die besten Tattoos von allen

und pieselt perfekt in sämtliche Hallen

Mertes ist riesig, Kroos eher klein,

Lahm eher winzig, wo mag Götze nur sein?

Der Kramer, der Ginter und Ron-Robert Zieler

sind auf der Welt vielleicht die bekanntesten Spieler

Und noch ein Rekord: Wir haben keinen Sturm,

ist uns doch egal, denn wir haben Eric Durm

Thomas Müller rennt hin und her wie ein Pferd

und macht so viel Tore wie einst Müller, Gerd

Jogi Löw sieht aus wie der fünfte Beatle,

und deshalb steht fest: Wir holen den Titel!