LIEBESERKLÄRUNG
: Monarchie

WER EINEN KÖNIG LOSWERDEN WILL, SOLLTE IHM SCHON DEN KOPF ABSCHLAGEN – SONST GEISTERT ER NUR DURCH TALKSHOWS

Die einen feiern, die anderen protestieren. Während der neue niederländische König sofort nach Thronbesteigung von komplett in Orange verkleideten Untertanen gefeiert wird wie ein Außerirdischer, muss der spanische Thronfolger erst noch die Liebe seines Volkes gewinnen. Denn kaum wirft der alte König das Zepter, steht das Volk auf und trägt Schilder des Protestes durch die breiten Straßen des stets so sonnigen Königreichs.

Aber Moment mal, was soll das überhaupt werden? Wollen die da unten in Spanien wirklich ihre Monarchie abschaffen? Was wird dann aus den ganzen Klatschblättern, der bei Alt und Alt so beliebten Regenbogenpresse? Was passiert mit dem Königshaus? Und sind abgetretene, noch lebend herumlaufende Exaristokraten nicht das Lahmste überhaupt? Man denke nur an die Zarentochter Anastasia, die sich angeblich mit ins Kleid genähten Juwelen vor den Kugeln der Revolutionäre geschützt hatte, schreiend vor den Bajonetten davonlief und drei Jahre später bedürftig, aber immer noch aufmerksamkeitsgeil im Berliner Exil auftauchte? (Für alle, die sich mit Geschichte nicht so auskennen: 1920 war das. Wir werden in spätestens drei Jahren intensiv daran erinnert.)

Das wäre in etwa das, was Juan Carlos und Felipe (also Philipp VI. in spe) blühen könnte: drei Jahre Talkshows, danach ewiges Vergessen, Verarmung und Verelendung im Exil.

Nein, das ist doch alles nichts. Denn: „Ein König dankt nicht ab, ein König stirbt in seinem Bett“, wie Sophia von Griechenland, noch Königin von Spanien, so richtig gesagt hat. Abdanken gilt nicht. Wenn schon, dann müssen Köpfe rollen. Eine Monarchie schafft man mit einer Revolution ab, oder man muss sie hinnehmen.

Oder, um Andreas Doraus schöne Songzeile leicht abzuwandeln: „Das ist Monarchie, langweilig wird sie nie.“

RENÉ HAMANN